Jugendliche müssen oft für kleinere Delikte Sozialstunden ableisten.

Was sagt ihr dazu?

Es gibt viele Tätigkeiten die nicht direkt am Menschen ausgeführt werde

In der Wäscherei, in der Küche.....

Bei uns war mal ein junger Mann, der seine Sozialstunden absolvierte.

Nach einiger Zeit hatte er einen Sinneswandel und kümmerte sich ganz liebevoll um die alten Menschen. Spielte mit Ihnen freiwillig in seiner Freizeit und las ihnen vor.
Als seine Zeit abgelaufen war, bekamen wir von ihm einen Dankesbrief.😀

Das habe ich in einem anderen Thread geschrieben und hierher kopiert.

..ich denke auch das es eine sinnvolle Sache ist..

Ich denke auch, dass Sozialstunden sinnvoll sind.
Übrigens werden die nicht nur in Einrichtungen absolviert, wo es um Menschen geht.
Ich habe mal zwei Leute kennengelernt, die Sozialastunden in einem Tierheim und im Zoo machten.
Im Tierheim gibt es ja auch verschiedene Aufgaben außer sich direkt um die Tiere zu kümmern. Da kann man auch Wäscherei
oder hauswirtschaftliche Tätigkeiten übernehmen. Und im Zoo ist das wohl genauso.

Eine wunderschönes Positiv-Beispiel, Nachtigall! Und ich weiß aus meinem Umfeld, dass auf die meisten Jugendlichen, selbst die übelsten Raudis, diese "Strafe" ganz ähnlich gewirkt hat.

Allerdings frage ich mich hier immer wieder, weshalb die Justiz, die ja auch einen moralischen Auftrag in der Gesellschaft zu erfüllen hat, diesen im Grunde selbstverständlichen Dienst am Nächsten als eine Strafe erachtet; als ob die Jugendlichen diese Tätigkeit verabscheuten und sich davor drückten. Dem ist nämlich ganz sicher nicht so! Sie sind gerade auf dem Weg hinaus in die Welt, zu ihren Wundern und Abenteuern, zu den Menschen, und niemals empfinden sie ihre ersten Begegnungen, Erlebnisse und Erfahrungen, so unangenehm und schrecklich sie sein mögen, als übles Schicksal, sondern schlichtweg als bloße reine, sinn- und wert-freie Begebenheit. Später erst, wenn sie auf ihrem Werdegang ein Stückweit zurückgelegt haben, halten sie inne und reflektieren, bilden sie ihr Wert-Urteil und kommen so allmählich zur Einsicht, zu Erkenntnis und Weisheit. Und nur so wird es ihnen als gereifte Individualität und Persönlichkeit möglich sein, das Wahre, Schöne und Gute zu lieben und aus eigener Freiheit heraus ihr Denken, Fühlen und Handeln danach auszurichten.

Deshalb ist es fatal, jungen Menschen, die auf der moralischen Ebene erst beginnen, rechte und ge-rechte Urteile und Entscheidungen zu entwickeln, schon von vornherein zu suggerieren, dass gewisse Handlungen, die eigentlich das Zeichen eines gesunden menschlichen Sozial-Empfindens sind, ein Opfer darstellen und geeignet seien, moralisch verwerfliche Handlungen wiedergutzumachen und damit auszugleichen... -

Wir dürfen glücklich sein darüber, dass das Gros der jugendlichen Straftäter seelisch gesund und normal ist und daher die "Sozial-Stunden" gerade nicht als eine wirkliche Strafe empfinden, vielmehr durch sie eine Erfahrung machen, die sie im Grunde schicksalsbedingt unbewusst aufsuchen und sie daher tief befriedigt und innerlich bereichert. Wir müssen aber ernsthaft verhindern, dass in den jungen Menschen die traumatische Assoziation entsteht, eine selbstverständliche menschlich-soziale Tätigkeiten als Strafe zu empfinden. Denn es gibt die reale Gefahr, die gesunden Herzenskräfte mancher Heranwachsenden hierdurch zu verderben und sie vor einer nunmehr als "Buße" empfundenen sozial wertvollen Aufgabe, der sie sich wiederholt "hinzuopfern" genötigt sehen, für immer zurückzuschrecken. -

Ob die personaltechnisch verheerenden Verhältnisse in den Pflege- und Altenheimen und in den Krankenhäusern hierzulande mit meiner Feststellung einhergehen? Immerhin wird die psychisch und physisch schwer beanspruchende Arbeit in diesen Einrichtungen allgemein von ziemlich hoher Warte aus bewertet und nimmt auf der sozialen Wertigkeitsskala einen noch niedrigeren Status ein als etwa die Müll- und Abfallwirtschaft, die Reinigungsbranche oder der Gastronomie-Betrieb. Die verhältnismäßig bescheidene finanzielle Vergütung der Pflegeberufe ist sicherlich ein Hauptkriterium dafür, sie nicht eben als lukrative Einkommensquelle zu betrachten. Aber schon dieser Missstand macht deutlich, welch geringe sozial-moralische Wertschätzung ihnen zuerkannt wird und wie sehr insbesondere der finanzielle Maßstab als Gradmesser dafür dient, inwieweit man in der Gesellschaft als "wertvoll" oder "minder-wertig" angesehen werden kann.

Mithin verwundert es nicht, dass die "Sozial-Stunden" in solchen Staaten und Gesellschaften eine übliche Straf-Maßnahme darstellen, die vor allem nach wirtschaftlichem bzw. materiellem Wohlstand streben und die menschlich-sozialen Belange mehr oder weniger vernachlässigen. Von daher wäre es wünschenswert, dass unsere Justiz die "Sozial-Stunden" aus ihrem Strafregister streichen und diese - umgekehrt - jugend-pädagogischen Sozial-Projekten zugeordnet würden, wo Jugendlichen die Möglichkeit gegeben wäre, anstatt ihn als Opferbürde für moralisch verwerfliche Taten zu erleben den Liebesdienst an hilfsbedürftigen Mitmenschen aus freiem Willen heraus kennenzulernen und damit eine gesunde Entwicklung und Entfaltung von Mitgefühl und sozialem Engagement zu fördern.

Das sind lobenswerte Gedanken, Corylus.

Leider machen immer weniger der Schulabgänger ein FSJ.
Bis vor 2Jahren meldeten sich regelmäßig Jugendliche, meist männliche, um ein Jahr zu absolvieren.
Jetzt niemand mehr, trotz aller Bemühungen.
Sie gehen lieber irgendwo arbeiten wo sie richti Geld verdienen, oder machen Urlaub.

Zu Zeiten des lockdown suchten wir dringend jemand, der gegen Bezahlung Botengänge übernimmt oder beim Einkauf hilft.
Ich gehe zwei mal wöchentlich für Bewohner einkaufen, die dazu nicht mehr in der Lage sind.
Durch die Ausgangssperre hat sich die Anzahl der Bedürftigen verdoppelt. Ich hatte plötzlich mehr als 40 Einkaufstaschen.
Es hat sich niemand beworben.

Das konnte ich nicht verstehen.
Die Stelle war als Ehrenamt mit 9 Euro Aufwandsentschädigung ausgeschrieben.
Selbst Harz 4ler hätten das unbeschadet bis 200 Euro machen können.

Lieber werden die Helfer beklatscht als selbst Hand anzulegen.

Zu den Sozialstunden:

Diese werden angeboten um eine Haftstrafe zu entgehen.

In der Regel trifft das Menschen, die ihre Geldstrafe nicht bezahlen können oder wollen.

Sie haben die Wahl zwischen Haft und Sozialstunden.
Wie Felicitas schon schrieb, muss man sie nicht unbedingt in Pflegeheimen und Krankenhäusern absolvieren.
Man kann sich sogar selbst eine Einrichtung suchen, muss nur gemeinnützig sein.

Ich halte Sozialstunden für weitaus besser als eine Haft. Oft lernen sie dort noch mehr Blödsinn, vorsichtig ausgedrückt.