Wie man jemand mit "Frohe Weihnachten!" auch eine Ohrfeige geben kann
Das ist mir vor Jahren mal passiert.

Und die Täterin war eine Pfarrerin.
Und der Tatort war eine Kirche.

Es war natürlich keine echte Ohrfeige, sondern "nur" eine verbale Ohrfeige.
Aber mir hat's gereicht.
Vor allem, weil ich in jener Sache mich völlig unschuldig fühle.

Ich werde noch davon erzählen, wie es war ....

Ich fand das damals sehr daneben!

------------------

Ich beginne nun.
Ich kam in jene Kirche zum Gottesdienst am 4. Advents-Sonntag.
Ich sah, dass in der Bank jener Pfarrerin noch viel Platz war und ging in jene Reihe.
Es war nicht jene Pfarrerin, die an jenem Tag den Gottesdienst hielt - sie war selber auch nur eine Besucherin unter anderen.
Ich kannte sie relativ gut.
Wir hatten schon mehrfach gute Gespräche geführt, und ich freute mich darauf, wieder mal mit ihr zu reden.

Sie sprach aber gerade mit einer Frau, die in der Bank vor ihr stand.
Manche anderen Leute hätten sich dann vielleicht einfach eingemischt und ohne Rücksicht laut los-gebrüllt:
"Ach, juten Tachchchchchch, Frau Farrerin Soundso! Wie jeht et denn?" - Mit dreimal laut krachendem chchchchch beim Tachchchchchch!
Nicht meine Art!

Ich wartete also geduldig, bis ich eventuell auch mal was sagen könne ...

Ja, ich verhielt mich rücksichtsvoll. Und es wurde mir dann später seeeeeeeeeehr schlecht gedankt.

Ich fand das regelrecht gemein - und sehr un-christlich.
More later ....

Ich erzähle weiter.

Die Pfarrerin außer Dienst sprach also mit der Frau in der Bank vor ihr,
Das hörte sich etwa so an: "Schwätzt-schwätz-ratter-ratter-schwätz-schwätz .... Schwätzt-schwätz-ratter-ratter-schwätz-schwätz .... Schwätzt-schwätz-ratter-ratter-schwätz-schwätz .... Schwätzt-schwätz-ratter-ratter-schwätz-schwätz .... Schwätzt-schwätz-ratter-ratter-schwätz-schwätz .... "

Und ich durfte daneben stehen und das Geschwätz anhören und dumm gucken.

Schließlich aber war das Geschwätz-Gebabbel doch zu Ende. Und ich dachte, ich könnte nun die Pfarrerin ansprechen.
Aber als ich sie ansprach, schaute sie mit einem bedeutungsvollen Blick woandershin.
Ich folgte ihrem Blick und sah, dass sich nun inzwischen die Ober-Pfarrerin hinter mir aufgebaut hatte.
Offenbar wollte sie mit ihrer Unter-Pfarrerin etwas besprechen.

Natürlich ließ ich ihr den Vortritt.
Und stand nun wieder dumm daneben, als Ober-Pfarrerin und Unter-Pfarrerin miteinander schwätzten und ratterten.
Schließlich aber war auch dieses Geschwätz und Geratter zu Ende und die Ober-Pfarrerin verließ uns in Richtung Altar.

More later ...

Nun wollte ich also meiner Nachbarin endlich 2 Worte sagen.
Aber ich wurde barsch zurechtgewiesen.
Während des Gottesdienstes dürfe man NICHT SPRECHEN! - so hieß es.

Nun, dass man sich während des Gottesdienste keine Romane erzählen soll, das war mir klar.
Aber dass man da dann anderthalb Stunden kein Sterbenswörtchen reden dürfe, das war mir neu.
Aber ich hielt mich daran.

Ich glaube, das war der blödeste und verkrampfste Gottesdienst meines Lebens.
Normalerweise wechselt man doch schon auch mal ein Wort.
Und wenn man auch nur nach der Seitenzahl fragt.
Aber nun war eisernes Schweigen.
Anderthalb Stunden lang.

Schließlich war der Schweige-Gottesdienst rum.
Aber bevor ich auch nur "Muh" oder "Mäh" sagen konnte, sagte mir meine Nachbarin blitz-artig und überfall-artig und sehr trocken und sehr gleichgültig und sehr schnell:
"Also-dann-Frohe-Weihnachten-und-ein gutes-neues-Jahr!"
Übersetzt: "Halt's Maul und lass mich in Ruh!"
So hieß das ganz klar zwischen den Zeilen.

So, als würde man ein Gespräch damit beginnen, dass man gleich schon: "Auf Wiedersehen!" sagt.

Nix! Ich konnte ja nix machen. Ich konnte nur noch frustriert weggehen.
Ich glaube, ich habe dann mit anderen Leuten noch 2 oder 3 Wörter geredet.
Aber meine Laune war nicht mehr danach, noch mit irgendwem plaudern zu wollen ...