Nachts auf den Landstraße: der Teufel und der Prediger

Das ist nun weder ein Märchen noch eine Sage - sondern eine wahre selbsterlebte Geschichte.

der Teufel, ein rotes Licht, meine eigene Schwester, ein wortgewaltiger Prediger, eine fromme Brüdergemeinde, ein zornig herumbrüllender frommer Ober-Bruder, die Polizei ....

... und mitten dabei ein Waldbaum: ich.
Das ist die Geschich
t.

Es begab sich aber in der Zeit, als meine Schwester noch oft teilnahm an freikirchlich-evangelischen Hauskreisen, dass ich ab und zu dabei war, so als Fahrer.

Und eines schönen Tages fuhren wir zur noch schöneren Stadt Weinheim, um von dort mitzunehmen einen wortgewaltigen Prediger und ihn zu fahren in ein Dorf des Odenwaldes, auf dass er dort wortgewaltig predige.

Auf dem Weg dorthin worden wir von der Polzei überholt und dann angehalten.

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Die Polizei teilte uns freundlich mit, eines unserer Rücklichter täte nicht brenne.
Ob es das linke oder das rechte war, weiß ich nicht mehr.
Wir sollten das nach unserer Rück-kehr mal reparieren lassen.

Das war alles - dann durften wir weiterfahren.

Im Odenwald angekommen, begann der wortgewaltige Prediger seine wortgewaltige Predigt in etwa so;


"Liebe Brüder und Schwestern im Herrn! Wir sind heute abend zu euch gekommen, um euch mitzuteilen, dass heute eure Ausreise (Tausendfacher Aufschrei und Jubel) … in den Himmel bevorsteht ...."


Halt stop!

Falscher Film!

Das war Genscher!

Kommando zurück!

Also nochmals:


"Liebe Brüder und Schwestern im Herrn! Mitten im Leben sind wir von Tod umgeben. Und auch vom Teufel!
Teufel auch!!
So wisset denn: Der Teufel schleichet umher wie ein brüllender Löwe und suchet, wen er verschlinge!

Ums Haar hätte er auch das Auto unseres geliebten Bruders Waldbaum verschlungen! Mit Haut und Haar! Denn er wollte nicht zulassen, dass ich zu euch in den Odenwald komme, um euch zu predigen das Wort des Herrn!

Doch Gott ist groß, und stärker als der Teufel! Gott durchkreuzte die satanischen Pläne, und so vermochte er nur zu verschlingen ein kleines Rücklicht!

Und dann erschien, um uns zu retten, der Erzengel Michael mit den himmlischen Heerscharen, in der Gestalt der nordbadisch-südhessischen Polizei! Drei schwarze Löwen auf goldenem Grunde, und ein aufrecht kämpfender blau-weißer Löwe!

Da ergab sich der teuflische Löwe der Übermacht und floh zurück in die Hölle!

Doch das teuflisch geschändete Rücklicht, es brennet nicht mehr ...

So nun einer ist unter euch Brüdern, der zu heilen vermag das kranke Rücklicht mit heilender Hand, der möge nun mutig sich melden ...."

"So nun einer ist unter euch Brüdern, der zu heilen vermag das kranke Rücklicht mit heilender Hand, der möge nun mutig sich melden ...."

Weiter kam der Prediger nicht mehr.

Ein währschaft-frommer Bruder der Praktik schnitt ihm das Wort ab:

"Kein Wort weiter! Das wird erledigt, in sofortiger Sofortigkeit! Ich kenn mich aus! Ich weiß auch genau, wie! Wirst sehn, mein Bruder, noch ehe der Hahn dreimal kräht ..... ähm ..... noch ehe die Nachtigall dreimal schlägt ..... wird das Licht deines wunderbaren Wagens leuchten über Berg und Tal!"

Nun war es so:

Ich wollte unbedingt dabei sein, wenn der Bruder Sankt Elektro-Birno das Licht reparieren würde.
Denn ich wollte was lernen.
Ich fürchte, er würde jenes Licht während der Predigt des Predigers einfach blitzschnell und ungesehen zum Leuchten bringe, ohne dass ich dessen gewahr würde.

Doch weit gefehlt!

Ja, die Bibelgläubigen sehen den Teufel hinter jedem Busch!

Dabei kann man ihn doch so leicht vertreiben!

Man sagt einfach:

Exorcizamus te, omnis immunde spiritus, omnis satanica potestas, omnis incursio infernalis adversarii, omnis legio, omnis congregatio et secta diabolica, in nomine et virtute Domini Iesu † Christi, eradicare et effugare a Dei Ecclesia, ab animabus ad imaginem Dei conditis ac pretioso divini Agnis sanguine redemptis †.


Aber die sog. "Bibelgläubigen" haben ja oft was gegen die schöne lateinische Sprache.

Die wittern da gleich den Papst dahinter!

Und der Papst ist ja - wie jeder brave Bibelgläubige weiß - der leibhaftige Anti-Christ und damit der Teufel persönlich.

Zurück zum Elektro-Bruder

Es war dann erst nach Stunden, dass er sich daran machte, das Licht zu reparieren.

Und so sollte das geschehen:

Er hantierte im Inern des Autos herum, und zwei Hilfskräfte waren abkommandiert, sich hinter das Auto zu stellen und ihm dauernd Bericht zu geben, ob das Licht nun brenne oder nicht.

Jener Bruder hat eine seltsame Vorstellung von unserer Mitarbeit.

Während er im Auto herumwurschtelte und herumpfuschte, sollten wir im Sekundentakt immer berichten, ob das Licht nun brenne oder nicht. Auch ohne seine Nachfrage.

Sagten wir nichts, so brüllte er durch die Gegend, was denn los sei.

Schließlich hatte dieser "Fachmann" es geschafft, dass am Auto kein einziges Licht mehr brannte.

Was seine Laune nicht verbesserte ......

So war das: Nun brannte am gesamten Auto keinerlei Licht mehr.
Aber Bruder Elektro-Birno gab nicht auf.
Er bastelte hartnäckig weiter.
Kämpfte mit dem Teufel, wie der Teufel!

Und siehe da, auf einmal brannte wieder irgendwo ein Lichtlein!
Getreu dem Spruch: Immer, wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her!

Ja, jener Bruder war hartnäckig, das muss man ihm lassen!

Und so ging es weiter:
Nach und nach kamen alle Lichter wieder!
Bis auf eines!

Aber nicht das eine, das kaputt war, sondern ein anderes.
Also: Falls das linke kaputt gewesen war, ging nun das rechte nicht mehr.
Oder umgekehrt.
Seltsam, aber so war es.

So leicht ließ der Teufel sich denn dann doch nicht besiegen.

Ich vermute, Bruder Elektro-Birno hatte hinter den Kulissen mit dem Teufel einen Kompromiss gemacht.
Die beiden hatten gemauschelt und getauschelt.
Und schließlich hatte der Teufel ihm diesen Kompromiss angeboten:

"Mache-mer's esóooo: Statt des einen Rücklichts brennt nun das andere nicht mehr.
Dann kannst du sagen, dass du EIN Licht repariert hast. Das ANDERE musst du ja gar nicht erwähnen.
Und ich kann sagen, dass ich dem Prediger EIN Licht gelöscht habe. Das ANDERE muss ich ja auch nicht erwähnen.
So können wir beide unser Gesicht wahren. OK?"

Und der fromme Bruder sagte: "OK, Bruder Teufel! Mache-mer's esóoo!"

Und sie gaben sich die Hand.

So wird's wohl gewesen sein, so, und nicht anders!

Evangelium secundum Sanctum Waldbaumum

Worte der lebenden und lesenden Lärche