NACHTS AM FEUER IM WALD: SCHEIBENSCHLAGEN!

Hier möchte ich mal erzählen, wie es im Jahre 2018 beim Scheibenschlagen war.

Am Rosenmontag also machte ich mich auf, in jenes Dorf im Kraichgau zu fahren, wo laut Wikipedia das nördlichste Scheibenschlagen der Welt - oder zumindest Deutschlands - daheim ist.

Bei der Einfahrt in das Dorf grüßten mich schon aus der Dunkelheit heraus die blinkenden Fledermausfiguren an den Häusern.

Auch das ist ein Wahrzeichen dieses Dorfes.

Als ich dann von der Hauptstraße wie gewohnt in eine Nebenstraße einbiefen wollte, wo ich immer parke, war ich schon zu spät dran.

Feuerwehrleute, ausgerüstet mit leuchtenden Warnwesten und Taschenlampen, hatten diese Straße schon gesperrt und winkten mir zu, ich solle weiterfahren.

Ich fuhr also weiter ....

Und das Glück war mir hold!

Schon nach wenigen Sekunden fand ich da ganz unerwartet noch einen freien Parkplatz! Wahrscheinlich den letzten freien Parkplatz des Dorfes. Und so war ich nun näher am Geschehen geparkt als jemals zuvor!

Glück in der Nacht des Scheibenschlagens!

Und schon hörte ich laute Fanfarenklänge und Trommelwirbel, die näherkamen.
Ideales Timing!

So war es damals:

Aus dem Dunkel des Dorfes kam ein Trupp mittel-alterlicher Landsknechte heraus-marschiert, überquerte die Straße, und marschierte dann steil den Berg hinauf.

Mit dem halben Dorf im Gefolge.

Viele trugen lange Stangen über der Schulter, die wie Lanzen aussahen. Das waren die Weiden-Stangen für das Scheibenschlagen.

Außerdem trugen viele Leute brennende Pech-Fackeln.

Ich schloss mich dem Tross an.

Das war schon ein besonderes Gefühl, so nachts im Fackel-Schein mit Trommeln und Fanfaren den dunklen Berg hinaufzuwandern!

Nach einer Weile waren oben am steilen Berg seltsame Lichter zu sehen. Ein leuchtendes Blinken in Blau und Weiß.

Und zwar an der Stelle, wo sonst immer ein Traktor mir einem alten Holzwagen im Schlepptau stand.
Der Holzwagen diente als Verkaufstand für die berühmten 3 W: Wein, Wurst, und Weck.

Oder kürzer: "Wein & Wurstweck"

Ich dachte: Hat man nun dort einen schicken modernen Pavillon aufgebaut?

Beim Näherkommen aber sah ich dann: Nein, da stand immer noch der gute alte Holzwagen.
Nur war er in diesem Jahr festlich illuminiert und verzaubert!

Oben am Berg angekommen, sah ich die mir schon vertraute Szene:

Ein schönes großes Feuer, an dem die Scheibenschläger (wenn man so sagen kann! :-D ) ihre Holzscheiben zum Glühen brachten.

Die Scheibenschlägerei sollte ja nun bald beginnen.

Ich ging schon mal zu jenem Holzwagen, um mir ein Viertele des guten einheimischen Rieslings zu holen.

Kleine Enttäuschung: Dieses Jahr war dort kein Wein im Angebot. Nur Glühwein.
Nun ja, gottergeben bestellte ich also einen Glühwein.

Aber bald war ich mit der Situation versöhnt, denn der heiße Glühwein tat in der kalten Nacht recht gut! Eigentlich gar keine so schlechte Idee, beim Scheibenschlagen einen heißen Glühwein zu trinken.

Und während ich so trank, flog schon die erste Feuerscheibe in hohem Bogen in den Nachthimmel!

Immer wieder ein Erlebnis!

Ich ging nun also zum Feuer zurück, um aus der Nähe zu beobachten, wie diese glühenden Holzscheiben hoch in den Nachthimmel hinaus katapultiert wurden.

Und da - im Lichte des flackernden Feuers - da sah ich auf einmal eine geradezu überirdisch schöne Erscheinung!

More later ....

Und das war die Erscheinung:

Ein schönes junges Mädchen in einem langen blauen Mantel, mit einer goldenen Krone auf ihrem langen wallenden blonden Haar.

So stand sie da - beleuchtet von den zuckenden Flammen des Feuers - und hob sich deutlich ab gegen den Nachthimmel.

Um sie herum war alles nachtschwarz.

So wirkte sie wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt - wie eine Märchenfee.

Und sie war auch eine Art Märchenfee: Sie war die Kinder-Prinzessin.

Der Fasnachts-Prinz hatte das Scheibenschlagen also schon offiziell eröffnet.
In der Zeit, als ich mir gerade einen Glühwein gekauft hatte.

So hatte ich den traditionellen Spruch in diesem Jahr nicht gehört.

Ich gebe ihn hier mal wieder:

„Scheibehut, Scheibehut, üwer Ägger und Rain,
wem soll die Scheibe sei?
Gaiht se links, gaiht se rechts,
gaiht se meim Vadder ewe recht.“

Die Scheibe kann auch der Mutter oder der Freundin oder dem Freund gewidmet werden.

Das war im Jahre 2018 gewesen.

Und am 29. Februar 2020 bin ich dann zum Scheibenschlagen nach Südbaden gefahren.

Falls es zur Fasnacht 2022 wieder ein Scheibenschlagen gibt, werde ikch wieder dort sein!

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