Kleine Vorrede:

Dieses Protokoll einer Reise habe ich zum Teil im Original an einem russischen Rechner in Krasnodar geschrieben. Im Herbst des Jahres 2007.

Zu sehen u. a. an der fehlenden Umlauten.

Ich kopiere diese Geschichte nun so hierher, wie ich sie letztes Jahr geschrieben habe.

Der Kaukasus ruft!

Und wen ruft er?

Er ruft die Lärche.

Hiermit gebe ich rechtzeitig kund und zu wissen, dass ich am nächsten Dienstag über Moskau nach Krasnodar fliege.
[So geschrieben im Herbst 2007]

Für eine Woche im Kaukaus.

Do swidanja!

Und so hat es angefangen:

Anruf am Montagabend, den 24. September 2007, um 20 Uhr 10: "Herr Waldbaum, wo sind Sie?"

Waldbaum: "Wieso?"

Anrufer: "Wir fahren nach Russland!"


Waldbaum: "Was? Wer? Wo? Wann? Weshalb? Wir fahren doch erst am Dienstag ..."

Anrufer: "Nein! Wir fahren JETZT! Theoretisch sind wir schon weg! Aber wenn Sie SOFORT kommen, dann koennen Sie vielleicht noch mit ..."



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Noch nie zuvor in der Geschichte menschlichen Koffer-Packens ist ein Koffer sooooo schnell gepackt worden.

Auto-Schnellstart mit quietschenden Reifen.


Durch die nachtdunkle Stadt zum Treffpunkt ....

Ob der Bus noch da ist?


*bibber*

Kein Bus mehr da ....

Doch, der Bus ist noch da ..... ... er war nur gut getarnt.

Einsteigen ... abfahren ...

Pass und Visum vorhanden ...

Frankurt ... up up and away .....


Moskau umsteigen.

Dann Krasnodar.


From Russia with love!

Tagebuch

24. 9. 2007

Kurz vor Mitternacht wird der Waldbaum am Frankfurter Flughafen aus der Schlange herausgefischt - und von einem speziellen Spezial-Kommando auf Sprengstoff hin untersucht.

Man weiss: Waldbaeume koennen explosiv sein!

Ergebnis: Negativ.

Also dann: Mit Aereoflot flott nach Moskau!

25. 9. 2007

Nach Mitternacht - immer noch mitten in der Nacht - Landung in Moskau.

Back in the USSR! Nur dass es eben keine USSR mehr gibt.

Welcome in Rossija!

Fahrt vom Auslandsflughafen zum Inlandsflughafen.

Von Moskau sind nur Lichter zu sehen.

Am Inlandsflughafen noch einmal strenge Kontrolle.

Doppelt genaeht haelt besser.

Erinnerungen an meine erste Einreise nach Russland im Juni 2003 zu Perm am Ural werden wach.

Und es gibt einen Unterschied.

Damals eine Reihe sehr finster blickende ältere Frauen in Uniform mit beeindruckend großen Militärmützen - wie aus Kriegs- und Spionage-Filmen bekannt. Und sie verziehen keine Miene.

Dieses Mal: Eine einzelne junge schicke Beamtin in Uniform. Sie nimmt meinen Pass und schaut erst auf das Foto und dann prüfend in mein Gesicht. Und dann: Sie lächelt! So richtig menschlich und persönlich! Nur ein paar Sekunden. Aber ich bin echt gerührt ...

Frueh am Morgen Ankunft in Krasnodar.

Ohne Schlaf zum Empfang im Rathaus.

Der Oberbuergermeister begruesst uns.

Russisch ist eine klangvolle Sprache und ein Genuss zu hoeren, auch wenn man wenig davon versteht.

Doch "Rossija .... Germania .... Druschba!" - das versteht auch ein Waldbaum.

An den Waenden farbenpraechtige Wappen Ruslands und der Region und der Stadt.

Bald wird nun auch das badische Wappen dort prangen ... in Gelb und Rot.

26. 9. 2007

Fahrt ans Schwarze Meer

Unterwegs Mitagessen in einem Cafe "Sputnik"
Es gelingt mir, mit eigenen bescheidenen Boardmitteln ein Glas Rotwein zu bestellen.
Und es kommt auch ein guter trinkbarer Rotwein. :zumwohl
Selbst-bestellter Rotwein schmeckt doch besser als fremd-bestellter Rotwein.


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Spaeter dann Empfang im "Allrussischen Kinderdorf" an der Schwarzmeerkueste.
Die Kinder scheinen sich echt zu freuen ueber unseren Besuch.
Es ist viel des Jubelns und Winkens, viel des Singens und Tanzens.

Bei Gelegenheit muss ich euch noch eine Szene aus Krasnodar erzählen.

Von einem Restaurant namens München ... von Spätzle und Kartoffel-Salat.

Von "Rufen Sie aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaan ....."

Von einem Treffen im nächtlichen Krasnodar .....

Mit russischem oder georgischem Rotwein .......

Von einer Übergabe wichtiger Geheimdokumente ... an einen Kurier im Dunkeln .... wahrscheinlich im Auftrag der kaukasisch-österreichischen Mafia ... oder so .....


und einem happy ending ......

Es war so:

Die russische Reiseleitung wollte uns was Gutes tun, und hatte einen Abend für einen Besuch im einzigen Restaurant Krasnodars mit deutscher Küche vorgesehen.

Nun war ich ja nicht in den Kaukasus geflogen, um dort unbedingt nach deutscher Art zu essen.

Aber die Reiseleitung hatte es gut gemeint, und einige meiner Mitreisenden waren schon ganz begeistert von der Aussicht, mal wieder ein deutsches Bier zu trinken.

Nun ja - jedem Dierle sei Bläsierle. Ach Gott, warum auch nicht?

Und so zogen wir denn frohgemut ins Restaurant "München" zu Krasnodar, wo die Kellnerinnen im bayrischen Dindl deutsches Essen und bayrisches Bier servierten.

So weit so gut.

Doch es kam noch besser

Einigen meiner Mitreisenden war das deutsche Essen nicht deutsch genug.

Sie krisierten die Speisekarte und redeten lautstark auf die Kellnerin ein - in breitem badischen Dialekt.

Nun ist meine eigene Mundart noch wesentlich badischer.

Ur-Badisch, to say the least!

Can you get any badischer? No, you can't!

Aber im Kaukasus rede ich dann doch entweder russisch oder standard-deutsch.

Nun hätte ich mich da nicht eingemischt - aber als meine Tischgenosssen anfingen, die Kellnerin zu duzen, sagte ich doch spontan:

"Aber Sie können doch hier die Kellnerin nicht duzen!"

Doch sie konnten ....

Ich hatte mich also eingemischt .....

Und ab diesem Moment wurde nicht mehr mit mir geredet am Tisch, sondern nur noch über mich.
Mit mehr oder weniger "feinsinnigen" Sticheleien.

Erst dachte ich: "Egal! Ich bleibe hier, egal was da gesagt wird ..."

Aber nach einer Weile zog ich es doch vor, den Tisch zu wechseln, um mein Essen in Ruhe genießen zu können.

Und so kam ich ins Gespräch mit einer sehr netten Konzertpianistin aus Südkorea. Besser so

An diesem "südkoreanischen Tisch" nun war eine andere Kellnerin zuständig.

Aber später dann - ich war schon am Weggehen - lief mir die erste Kellnerin wieder über den Weg. Ich sprach sie an, um sie zu ihrem ausgezeichneten Deutsch zu beglückwünschen. Auch im Sinne einer Wiedergutmachung für das Verhalten der anderen ....

Sie sagte mir, dass sie eigentlich Deutsch-Lehrerin sei, aber ihren Beruf aufgegeben habe.
Ja, die Bezahlung von Deutsch-Lehrerinnen in Russland tendiert gegen Null, wie ich wohl weiß.

Wir sprachen eine Weile, und tauschten dann auch die Adressen aus.
Als ich schon unter der Tür war, rief sie mir in einem russisch angehauchtem singenden Deutsch nach:
"Rufen Sie aaaaaaaaaaaaaan...... uuuuunbedingt ....."

Und ich rief aaaaaaaaaaaan .......

Meine Idee war zunächst, wieder einmal ins Restaurant "München" zu gehen, aber diesmal alleine, um ganz speziell "meine" Nathalie da zu treffen. Und auch, um zu zeigen, dass nicht alle deutschen Touristen sich in Russland so bescheuert benehmen wie einige meiner Mitreisenden sich benommen hatten.

Doch ich stand bei meinem nächsten Besuch vor verschlossenen Toren. Knapp verpasst.

Am nächsten Tag rief ich an. Es kam nur noch ein Tag in Frage für den Besuch, und das war der Tag vor der Abfahrt.

Ich rief sie also aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaan .....
Ich erreichte Nathalie - doch sie bedauerte.
An jenem Tag sei sie gar nicht im Restaurant "München".

Was erst wie Pech aussah, wurde zum Glück.

Jener Tag war ihr freier Tag, und so lud ich sie ein zu einem Abendessen in ein Restaurant ihrer Wahl.

Und so kam ich zu einem Essen in einem hervorragenden einheimischen Lokal mit kaukasischer Küche .....
und zu mehr .....

Es geht weiter:

Jenen Abend und jene Nacht habe ich noch in bester Erinnerung.

Des guten Essens und Trinkens wegen, meiner schönen Begleiterin wegen, und eines geheimnisvollen mysteriösen konspirativen Zwischenfalls mit wohl weitreichenden internationalen Verwicklungen wegen.

Aber: First things first:

Mit Hilfe der sach- und fach-kundigen Beratung Nathalies konnte ich mir ein wunderbares kaukasisches Essen und zwei original russische und georgische Weine bestellen und genießen.

*singt*
"Russischer Wein - komm, schenkt mir ein!"

Das Essen schmeckte dabei durch das Gespräch mit Nathalie umso besser.

Dieses Gespräch nun wurde immer wieder durch mysteriöse Handy-Anrufe unterbrochen.
Das störte mich nicht weiter. Denn ich fand es auch reizvoll, die schöne Nathalie zu beobachten und ihr zuzuhören, wie sie da in schönem Russisch offensichtlich sehr wichtige und geheimnisvolle Dinge besprach.

Sie weihte mich auch etwas in diese Dinge ein, soweit sie es wohl verantworten konnte.
Der Fall war anscheinend so:

Nathalie war im Besitz wichtiger Dokumente. Und diese Dokumente sollten noch in dieser Nacht einem (Geheim?)-Agenten übergeben werden, der sie als Kurier noch in der gleichen Nacht nach Moskau bringen würde. Und von dort würde ein anderer (Geheim?)-Agent mit besagten Dokumente umgehend im fliegendem Wechsel nach Österreich fliegen.

Wer saß mir da wohl gegenüber?

Eine schöne Maulwürfin des Auslands-Austria-Geheimdienstes für den Bereich Schwarzmeerküste Nord?
Oder gar eine geheime Mafia-Chefin, die schöne Patin der Moskauer Mafia für den Unterbezirk Kaukasus-Süd?

Nie sollt ihr mich befragen ....

Nathalie sagte, dass sie gerne noch weiter diese Nacht mit mir verbringen wolle.

Doch zunächst seien da diese Dokumente zu übergeben, danach könnten wir wieder weiter zusammen sein.

Ich verstand:

Dienst ist Dienst, und Schnapps ist Schnaps. Oder auch Wodka, wenn man so will.

Und: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

Erst die Pflicht, dann die Kür.

Und so gingen wir in dieser lauen Herbstesnacht gegen Mitternacht selbzweit einen weiten breiten Krasnodarer Boulevard entlang, dem geheimen Ort der Übergabe dieser geheimen Dokumente an einen geheimen Geheim-Agenten entgegen ....

Es geht weiter ......

Vor einem internationalen Hotel der Luxusklasse hielt Nathalie dann an.

Ich solle mal eben draußen warten, sagte sie mir, und ging die breite repräsentative Eingangstreppe hinauf.

Sie ging. Ich stund und sah zur Erden, und sah ihr nach mit wachem Blick ....

Sie verschwand in der Eingangshalle. In der Lobby, wo sie wohl einen Lobby-isten traf.

Ich ging in der Zeit des Wartens etwas auf der Straße auf und ab.

Und da sah ich der anderen Straßenseite einen dunklen Schatten - in Menschengestalt. Und auf einmal tauchte Nathalie aus dem Nichts auf und überquerte die Straße und ging auf diesen Schatten zu.

Sie war nun selber ein Schatten.

Und ich konnte sehen, wie diese beiden Schatten irgendwas mauschelten und tauschelten ....