Geschichte vom Beistelltischchen und vom Essenvorlegen

Schauplatz:
Ein Restaurant "Zum Bahnhof", das sich dann trotz des einfachen Namens als ein Restaurant entpuppte, das anscheinend was "Vornehmes" sein wollte .....

Es war so:

Das erste Wetterleuchten gab es schon bei der Platzwahl. Wir hatten uns erst mal an einen der Tische an der Wand gesetzt. Da wurde ein Tisch an einem Fenster frei. Wir wechselten.

Doch der fürnehme Kellner protestierte: Wir dörften das nücht! Man wöchsle nücht die Plätze! Noin, das tüe man nücht! Ob uns dös dönn nüüümand nücht gösögt hätte? Ob wür denn koine Künderstübe höttön?

Dabei war uns ja noch nichts serviert worden. Wir meinten also, das wir das schon dörften, und setzten uns an die Fensterseite mit der schönen Aussicht.

Erst noch mal was zum Thema: "Tischlein-wechsle-dich":

Das Argument des fürnehmen Pinguins - sprich Oberkellners - war nach meiner Erinnerung, der Tisch sei ja schon "eingedeckt" gewesen.

Es war da also schon Geschirr und Besteck auf dem Tisch. Nicht speziell für uns, sondern für künftige Gäste eben.

Wir hatten weder Geschirr noch Besteck angefasst. Doch - tut nix zur Sache! Wir waren eben - wie kurz auch immer - an jenem Tisch gesessen! Wir hatten ihn mit unserer Anwesenheit beschmutzt! Der Tisch war in den Augen des Kellners damit unbrauchbar für andere Gäste geworden.

Das war sozusagen die Vorspeise - der überkandidelten Dumm-Vornehmheit.
Der Hauptgang der überkandidelten Dumm-Vornehmheit kam bald danach ....

Schließlich wurde uns das Essen serviert. Ich weiß gar nicht mehr, was es war.

Ich weiß nur, dass wir eben einiges auf den Teller bekamen, und das übrige in Schüsseln auf einem Beistelltischchen abgestellt wurde.

Nun hatten wir irgendwann unsere Teller leer gegessen, und wollten das tun, was wir für normal hielten: Uns vom Beistelltischchen aus etwas Nachschub holen. Unser eigenes Essen, eben.

Da aber kam von irgendwoher aus der Tiefe des Raumes der Kellner angesaust, wie eine Tarantel, oder wie eine angestochene Sau, wie man so sagt ...

Skandal! Katastrophe! Wir hatten offenbar eine Todsünde begangen, indem wir uns selber bedienen wollten .... und uns unser eignes Essen vom Beistelltischchen holen wollten.

Formal blieb der Kellner ja höflich.
So höflich wie weiland die DDR-Grenztruppen mit ihrer eiskalten formalen Höflichkeit.

Ja, er blieb höflich. Formal und eiskalt höflich.

Er entschuldigte sich wortreich, dass er nicht SOFORT zur Stelle gewesen sei, um uns nun weiter "vorzulegen".

Aber es war von seinem ganzen Verhalten her klar, was er uns eigentlich sagen wollte:

"Wie konnten Sie es wagen, sich hier selbst zu bedienen? Und sich ihr eigenes Essen selber mit eigener Hand von dem Beistelltischchen hier direkt neben Ihrem Tisch zu holen? NUR ICH habe dieses Recht! Was sind SIE wohl für Leute? Sie müssen ja total primitives Gesindel vom Land sein, das keine Ahnung hat von fürnehmer Art und Sitte!"

Und nun frag ich euch:

Was für einen Sinn hat das, dass man sich nicht von seinem eigenen Essen nehmen darf, nur weil es nebem dem Tisch auf einem Beistelltischchen steht?

Gerne kommt in solchen Fällen die Gegenrede:
"Ja, wenn dir dieser Service nicht passt, dann geh halt zu McDonalds!"

Dazu sage ich dann:
Zwischen MacDonalds und solchen dümmlich-fürnehmen Restaurants gibt es eine weite Bandbreite in Deutschland.
In der Schweiz doch auch, oder?
Btw: Auch ich gehe ganz gerne zu MacDonalds.
Aber nicht nur ....

Und es gibt auch sehr gute Restaurants, in denen das Essen und das Trinken und auch der Service sehr gut ist.
Und ohne solche perverse Dumm-Vornehmheit, wie weiter oben beschrieben.
So ist das.

Und nun frag ich euch: Was meint ihr dazu?

Dort gibt es nun auch eine Umfrage dazu:

>>> das Essenvorlegen im Restaurant - wie findet ihr das?

Dort ist nun die Umfrage dazu wieder:

das Essenvorlegen im Restaurant - wie findet ihr das?

Ich kopiere das nun auch mal hierher.

Ich gehe niemals absichtlich "vornehm essen".
Leider wird einem manchmal ein "Service" aufgedrängt, den man so überhaupt nicht will.
Dann fühle ich mich seeeeeehr unwohl.

Ich bin von zuhause aus ein Bauer, und kein Graf Koks von und zu der Knatter.
Und ich mag es nicht, wenn so getan wird, als wäre ich zu adelig und zu vertrottelt, um mir mein Essen selbst von einer Platte aufs Teller zu tun.
Oder unfähig, mir aus der Flasche Wein, die da vor meiner Nase steht, selber Wein einzuschenken.

Derzeit gehe ich ab und zu im Elsass essen.
In einem quasi gut-bürgerlichem Restaurant.
Dort wirkt alles durchaus schön und elegant und das Essen ist jedesmal einfach wunderbar.
Und dort werden keine solchen Mätzchen gemacht, wie unnötiges Nachschenken des eigenen Weines, der da direkt vor mir steht usw usw ...

Möchte mal wissen, welche Leute denn auf die Idee kamen, das sei nötig.
Ich vermute, das waren die Großfürsten am russischen Zaren-Hof.

Zitat

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Das erste Wetterleuchten gab es schon bei der Platzwahl. Wir hatten uns erst mal an einen der Tische an der Wand gesetzt. Da wurde ein Tisch an einem Fenster frei. Wir wechselten.

Doch der fürnehme Kellner protestierte: Wir dörften das nücht! Man wöchsle nücht die Plätze! Noin, das tüe man nücht! Ob uns Mutti-Mutti-Mutti dös dönn nücht gösögt hätte? Ob wür denn koine Künderstübe höttön?

Dabei war uns ja noch nichts serviert worden. Wir meinten also, das wir das schon dörften, und setzten uns an die Fensterseite mit der schönen Aussicht.

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Und was meint ihr DAZU?

Hier nun wieder mal die Frage, ob jemand was dazu meint.
Geschichten dürfen immer kommentiert werden.