Aufgrund der Geschichte von Palästina und Israel fiel es mir wieder ein,
meine eigene kleine Geschichte mit einem Palästinenser.

Das ist schon viele Jahre her, siebziger Jahre in etwa. Ich war ungefähr 17,
er ein Stückchen älter.
Erinnerte mich irgendwie (ein bisschen) an meinen Vater, von dem meine
Mutter sich als ich zehn war, getrennt hatte, und den ich seitdem nicht mehr
sehr oft gesehen habe.
Ein dunkler Typ, schöne braune Haut, weich, mit einem schönen Akzent sprechend.
Er wohnte in unserem Haus, ein paar Etagen höher
und er studierte in der Stadt in der ich lebte.

Immer wenn ich mal draußen war, begegneten wir uns hier und da, und er begann,
mit mir zu sprechen. Irgendwann lud er mich zu einer Tasse Tee ein.

Das alles war für mich sehr ungewöhnlich, und außerdem war ich ansich eher
schüchtern und zurückhaltend.
Er war Palästinenser, wie ich erfuhr, allerdings sagte mir das zu der Zeit nicht viel.
Ich war auch damals schon, wie imgrunde heute fast immer noch, politisch
ziemlich ahnungslos.

Wir trafen uns immer öfter und kamen allmählich näher zusammen.
Meine Mutter war ziemlich böse darüber, und ich glaube, meinem Bruder gefiel
es auch nicht. Aber sie konnten nichts dagegen tun.

Allerdings war es eine eigenartige Beziehung, andere Länder, andere Sitten, ich
weiß nicht, ob es etwas damit zu tun hatte.
Ich erhielt kaum Zusagen von ihm in irgendeiner Form,
und bei Fragen, um herauszufinden, was er nach seinem Studium vorhatte,
und wo er dann leben wollte, bekam ich nie Antworten.

Dafür war er ein sehr guter Zuhörer, er gab manchmal ziemlich weise Antworten,
was mich beeindruckte und mir auch guttat.

Aber wegen der ganzen Unsicherheit, und weil es mich schon ziemlich beschäftigte,
ich ständig eine innere Unruhe spürte, versuchte ich schließlich, das Ganze zu
beenden.
Er sagte mir, dass er damit nicht einverstanden sei, was schon deshalb eigenartig
anmutete, weil da ja eigentlich offiziell gar nichts gewesen war.
Keine Verbundenheit, mit der ich hätte sagen können, ja wir sind zusammen oder so.
Durch sein Nicht einverstanden sein, erkannte ich aber auch, dass er scheinbar
eine Beziehung zwischen uns sah.
Und er erzählte mir an diesem Tag, als ich Schluss machte, dass er mich hätte
heiraten wollen.
Nun, soviel hatte ich nie erwartet, war schon erstaunlich und überraschend für mich.

Weil ich mir bei ihm aber immer sehr unsicher war, hatte ich zu dieser Zeit bereits auch
Kontakt zu meinem späteren Ehemann. Und ich befand mich zu dieser Zeit an einer
Art Wegscheide meines Lebens.


Nun, auf jeden Fall betrachtete ich von da an die Geschichten über Palästinenser und Israelis mit anderen Augen.
Es war schwierig für mich, als Deutsche, die sich am Judentum und Israel überhaupt schuldig fühlte,
die Sicht der Palästinenser zu verstehen.
Was ich erfuhr war, ich habe keine Ahnung, ob es stimmt, dass die Palästinenser ursprünglich so etwas
wie ein fahrendes, also nicht seßhaftes Volk waren.
Daher wurde ihr Land nicht als ihr Land angesehen, und Israel dort errichtet.
Wobei ich das immer in Verbindung sah damit, dass die Deutschen den Juden das Leben hier im Lande ja
unmöglich gemacht hatten.

Das alles war sehr viel, ich konnte das gedanklich fast nicht berühren. Auch las ich dann zufällig in einer
Zeitschrift über Folterungen , die von Israelis an gefangenen Palästinensern vorgenommen worden waren.

Auch mit ihm, meinem Palästinenser, habe ich nie darüber gesprochen. Es war nicht Thema zwischen uns.

Aber ich möchte schon diese Zeit nicht missen mit ihm.

Interessante Geschichte aus deinem Leben, Lunara!

Danke dass du sie uns erzählt hast.