Der Gottesdienst ging festlich weiter.
Mit Pauken und Trompeten, mit Geigen und Orgelklang.
Und mit Weihrauch, wie sich das für einen Festgottesdienst gehört.

Schließlich formierte sich die Prozession.
Mit Baldachin oder "Himmel", mit Heiligenstatuen und Reliquien.
Und mit einer Fahne voraus.

Erst sah ich die Fahne nur im zusammengerollten Zustand.
Was für eine Fahne mochte es wohl sein?

Das Lamm Gottes? Oder ein Heiligenbild?
Oder die Fahne der Insel Reichenau mit dem roten Kreuz auf weißem Grund, wie es auch auf dem Stadtwappen von Konstanz zu sehen ist?

Oder die Fahne Deutschlands?
Oder die gelb-weiße Fahne des Vatikan-Staates, die auch die Kirchenfahne ist?

*gespannt wart*

Und während ihr nun darauf wartet, welche Fahne bei der Prozession vorangetragen wurde, stelle ich euch inzwischen kurz mal jenen Kardinal vor:

Zitat

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Luis Francisco Kardinal Ladaria Ferrer SJ, üblich: Luis Ladaria, (* 19. April 1944 in Manacor, Mallorca, Spanien) ist ein Kurienkardinal der katholischen Kirche und Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre.

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Mehr über ihn: https://de.wikipedia.org/wiki/Luis_Ladaria

Jener Kardinal ist also kein Italiener, sondern ein Spanier!
Was wiederum die Universalität der katholischen Kirche unterstreicht.

Wer möchte noch einmal raten, was für eine Fahne das wohl war?
Danach löse ich dann auf.

Ich verrate mal ein Detail:
Auf der Fahne war auch noch ein Wappen, umrankt mit goldenen Lorbeerblättern.

Ich löse auf: Es war tatsächlich die badische Fahne! :thumbsup

In einer Variante, wie ich sie bisher noch nicht gesehen hatte:
Erst mal die bekannten 3 Längs-Streifen gelb-rot-gelb.
Und im roten Langs-Streifen dann noch das badische Wappenschild,
umgeben von goldenen Lorbeer-Blättern.

Das war die einzige Fahne, die bei der Prozessionen mitgeführt wurde.

Ich war echt gerührt! Die Reichenauer bekannten sich also zum Land Baden!

Ein Land, das es offiziell ja gar nicht mehr gibt.
Aber es lebt weiter in Fahnen und Liedern und im badischen Wein! :zumwohl

Ich ließ die Prozession an mir vorbeiziehen - und ging hinunter zum See.
Dort gönnte ich mir eine Art zweites Frühstück an einem netten Kiosk.
Ich saß dabei dann an einem Tisch genau am See.
Und genoss außer dem Frühstuck auch nochmals ganz bewusst die herrliche Bodenseelandschaft.

Vom Nachbartisch her hörte ich, dass dort auch der Festgottesdienst Gesprächsthema war.
Eine einheimische Familie saß dort, die gerade Besuch von einer Frau aus Polen hatte.

Die Frau aus Polen wurde gefragt, ob sie die Predigt verstanden hätte.
Sie gab zu, dass sie kaum etwas verstanden hatte.
Ein Mann sagte darauf, dass er auch kaum was verstanden hätte,
Er schob das aber auf die angeblich schlechte Akustik.
Nicht auf den starken spanisch-italienisch-lateinischen Akzent des Predigers.
Nett gemeint!

Ich spielte mit dem Gedanken, mich ins Gespräch einzumischen und zu sagen:
"Ich habe auch fast nichts verstanden - aber es war doch eine wunderbare Predigt, nicht wahr!" :nick

Aber ich ließ es dann doch.

In aller Gemütlichkeit ging ich dann den Weg zu meinem Auto zurück.
Der Weg führte durch Wiesen voller Mohn, das weiß ich noch gut.

Und als ich da gerade an der Kirche vorbeikam, da staunte ich:
Von drinnen erklang das gewaltige Lied: "Großer Gott, wir loben dich!"
Die Prozession war also zurückgekehrt.

Ich ging nochmals in die Kirche hinein, um auch den Schluss des Gottesdienstes mitzuerleben.
Fast hätte ich dort dann gesagt:
"Hallo, da seid ihr ja alle wieder! Schön, schön! Ich hab inzwischen ein Bier getrunken!" :-D

Aber das sagte ich natürlich auch nicht. :nein

Nach dem Gottesdienst spielte die Musik der Bürgerwehr dann noch den Präsentiermarsch.
Wohl zu Ehren des Kurienkardinals.

So langsam komme ich nun zum Schluss der Geschichte.

Ich ging nun wieder zu meinem geparkten Auto.
Dabei sah ich noch, dass die Straße zum Münster hin abgesperrt war, durch ein quer gestelltes Polizei-Auto.

Heimkehrende Kirchgänger unterhielten sich gerade freundlich mit den Polizisten, in schöner badischer Sprache.

Ich hätte ja sagen können:

"Joooo, so isch's guéd, niinzi Meder vum Minschter uus ab-schberre.
Warum awwer henn-er denn schu zwäi Kilomeder vor Middlzell ab-g'schberrt?
Sell wär joo nu bigott nit needi gwä!"

Übersetzt:

"ja, so ist's gut, 90 Meter vom Münster aus absperren.
Warum aber habt ihr denn schon 2 km vor Mittelzell abgesperrt?
Das wäre ja nun beigott nicht nötig gewesen!"

Aber dann hätten sie mich wegen meinem "gwä" statt ihrem "gsi" womöglich noch für einen Schwaben gehalten.

Und diese Gefahr wollte ich nicht eingehen. :-D

Und damit ging dann mein Besuch auf der Reichenau zu Ende.
Ich dachte noch kurz an eine Fahrt nach Konstanz, ließ es dann aber sein.

Ich fuhr ziemlich direkt nach Hause.

Mit nur einer Unterbrechung: In Haslach im Kinzigtal besuchte ich noch ein schönes Café, um ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte zu genießen.

Und:

Heute habe ich bei der Touristen-Info der Insel Reichenau angerufen.
Die Prozession wird im Jahre 2020 nicht stattfinden.
Wegen Corona.
So wurde mir heute gesagt.

Diese Geschichte möchte ich auch mal woanders posten.