Es gab einmal eine Zeit, da verstand ich vom Wein soviel wie eine Kuh vom Trommeln.

Obwohl alle meine Vorfahren immer nur eines waren: Winzer in Mittelbaden.

Ein Widerspruch? Nicht unbedingt.

Zuhause war es früher so:

Vom Wein hatte man vor allem nur die Arbeit das ganze Jahr über.

Selber getrunken aber wurde er nur an Weihnachten und an Hochzeiten. Und dann war das immer der eigene Wein.

Es gab also kaum Vergleichsmöglichkeiten - nur so von Jahrgang zu Jahrgang.

Und mir persönlich schmeckte der Wein auch gar nicht.

Mehr so aus Pflicht trank ich ich ihn an Festtagen, und dachte bei mir:

"Möcht mal wissen, was die Leute nur an diesem sauren Gesöff finden ..."

Es war erst in Freiburg im Breisgau, wo ich den Wein kennen und lieben gelernt habe.

Und das kam so ...

Eines schönen Tages bekam ich Besuch von einem netten Ehepaar aus Norddeutschland.

Sie war eine Berlinerin, er war ein Schotte.

Der Schotte war daran interessiert, "to inspect the local Weinstuben", wie er sagte.

Und er bat mich, ihn und seine Frau in solch eine Weinstube zu führen.

Das Problem war nur:

Ich kannte keine einzige.

Was ich damals nicht wusste:

Gemessen an den Zuständen in der norddeutschen Provinz, wo man den Wein höchstens nach der Farbe unterscheidet - damals jedenfalls - ist auch die einfachste Freiburger Kneipe eine wunderbare Weinstube.

Doch damals meinte ich:

Nur wo Weinstube draufsteht, ist auch Weinstube drin.

Und so führte ich die beiden zu einer Gaststätte, auf der die Inschrift "Weinstube" prangte.

Drin war ich meiner Lebtag noch nicht gewesen.

Zum Glück aber hielt die Inschrift, was sie versprach.

Dann kam das nächste Problem.

Es hieß:

"Waldbaum ist ein Badener und ein Winzersohn! Er kennt sich aus! Er soll einen guten Wein bestellen!"

Und ich wusste kaum mehr, als dass man Wein mit Weh am Anfang schreibt!

Ich hätte in die Erde versinken mögen .....

Heute würde ich in einer ähnlichen Situation einfach sagen: "Sorry ... aber ich hab keine Ahnung ...."

Aber damals wollte ich das ums Verrecken nicht zugeben.

Todesmutig nahm ich die Weinkarte in die Hand und tat so, als ob ich sie fachkundig studieren würde.

Dabei waren alle die Weine nur böhmische Dörfer für mich.

Doch: Wo die Gefahr wächst, da wächst das Rettende auch, wie mein schwäbischer Kollege Friedrich von der Familie Hölderlin so schön und treffend bemerkte.

Das heißt, immer stimmt der Spruch wohl nicht, aber bei meiner Weinbestellung damals schon.

Meine Weinkenntnisse waren zwar nahe Null, aber eben nur nahe.

1964 war ein gutes Jahr gewesen, das wusste ich von den heimischen Winzern in Mittelbaden her.

Und so bestellte ich blind - ohne Ahnung von Rebsorte, Qualität, Herkunft und Lage - irgendeinen Wein aus dem Jahre 1964.

Und dann harrte ich ergeben der Dinge und des Weines, der da kommen sollte .....

Der Wein kam. Und er schmeckte allen ausgezeichnet, selbst mir, dem Wein-Skeptiker.

Es wurde ein sehr netter Abend, und ich wurde sehr gelobt für meine gute Wahl.

Und das war der Wein: Ein Traminer aus dem badischen Durbach. Dort auch unter dem Namen "Clevner" bekannt.

Nie werde ich ihn vergessen!

Und so beschloss ich an jenem Abend, hinter das Geheimnis guter Weine zu kommen. :torte

Ich trank mich so nach und nach durch alle Weinstuben Freiburgs und des Breisgaus hindurch.

Es war eine schöne Zeit, mein Wein-Wirtschafts-Studium damals.

Und so kam ich zum Weine.

Und ich blieb dem Wein treu!

Diese Geschichte sei all jenen gewidmet, die sich mit Wein nicht auskennen.
Mir ging das auch mal so, wie man sieht!

Und ich bin durch jenes Ehepaar aus Berlin förmlich dazu gezwungen worden, mich für Wein zu interessieren!

Und dort könnt ihr nun für den Traminer stimmen:

>>>> Rebsorte Traminer, in Mittelbaden auch Clevner genannt - wer hat diese Sorte schon getrunken?

Gestern habe ich wieder einen Traminer genossen!
Und immer, wenn ich Traminer trinke, denke ich an jene Zeit zurück!

Diese Geschichte möchte ich nun auch anderswo posten.

Dort ist die Geschichte in kürzerer Form:

Wie ich ein Freund des guten Weines wurde <<<<<