Sicher hat jeder von euch schon mal in einem Restaurant Bier bestellt oder auch Wein.

Ich auch, und ohne, daß das erzählenswert gewesen wäre.

Aber wie ich damals in dem Hotel zu Breslau Bier und Wein bestellt habe, das ist schon eine kleine Geschichte wert.

------------------------------------------

In meiner Zeit in Breslau habe ich fast immer bei meinen Bekannten zu Mittag gegessen oder bei den Ausflügen ins Land. Wie zum Beispiel in Mittwoch.

Ein einziges Mal aber habe ich auch in dem feinen Hotel "mit internationalem Standard" (wie es zu DDR-Zeiten immer hieß) gegessen, wo ich untergebracht war.

An das Essen selbst kann ich mich nicht mehr erinnern, es war also wohl nicht irgendwie aufallend, weder gut noch schlecht.

Nur der Getränke wegen gibt es nun eine kleine Geschichte zu erzählen.

Auf dem Tisch lag eine Getränkekarte mit einigen Sorten Bier und einer Sorte Wein.

Zu dem Bier gab es einige Erläuterungen in Polnisch. Nun bemühe ich mich ja immer, in jedem Land auch etwas von der Landessprache zu verstehen.

Doch war es mir jetzt doch mal etwas zu mühsam, mit Hilfe meines Wörterbuches all das zu übersetzen.

So machte ich es mir mal einfach und fragte ich die Kellnerin.

Im Gegensatz zu dem Provinz-Städtchen Mittwoch, wo die Kellnerin fließend Deutsch gesprochen hatte, konnten die Kellnerinnen in diesem Hotel des "internationalen Standards" in der Hauptstadt Schlesiens aber kein Deutsch und nur sehr wenig Englisch.

Doch meine Kellnerin verstand meine Frage nach der Sorte des Bieres und antwortete langsam und stockend: "Beer ... with ... honey ...."

Bier mit Honig also!

Nun, warum nicht?

Ich bestellte also "Bier mit Honig".

Das war mir neu, und ich lerne immer gern Neues kennen.

Die Kellnerin kam auch bald wieder und stellte ein schönes Glas Bier vor mich hin.

Doch grade, als ich erfreut den ersten durstigen Schluck nehmen wollte, kam aufgeregt eine zweite Kellnerin angerannt und warnte mich, etwas davon zu trinken.

Es gab einen erregten Wortwechsel vor meinem Tisch zwischen der ersten und der zweiten Kellnerin, von dem ich allerdings nichts verstand.

Nur soviel: Irgendwas schien mit meinem Bier nicht zu stimmen. Aber was?

Schließlich wurde ich aufgeklärt.

Die eine der Kellnerinnen schaute mich entschuldigend an und sagte: ......

Die Kellnerin sagte mir, es sei leider ein dummes Versehen passiert!

Man habe mir aus Versehen Bier ohne Honig gebracht!

Nun bin ich ja genügsam.

Bier mit Honig, das muss nicht unbedingt sein.

Ich kann mein Bier auch mal ohne Honig trinken, wenn's sein muss!

So konnte ich die Kellnerin beruhigen, und trank mit Vergnügen und Genuß mein Bier ohne Honig.


Nach dem ersten Bier hätte ich ja nun ein zweites bestellen können, diesmal mit Honig.

Aber irgendwie ritt mich der Teufel und ich bestellte statt dessen ein Glas Wein.

Mit ungeahnten Konsequenzen ....

Die Kellnerin brachte mir auch bald ein schönes Glas Wein.

Der Wein war rot.

Manchem genügt das ja als Information.

Aber nicht mir, einem badischen Winzers-Sohn, der sich später dann durch alle Gaststätten von Freiburg im Breisgau hindurchgetrunken hat.

Ich möchte schon etwas genauer wissen, mit was für einem Wein ich es da zu tun habe!

Also: Vorname, Zuname?

Woher des Wegs?

Wo geboren?

Und falls getauft - wann und wo, bitte?

Das alles aber wollte ich die polnische Kellnerin nicht fragen. So bat ich sie nur, mir doch mal eben die Flasche kurz zu bringen, aus der der Wein stammte, damit ich mal aufs Etikett schauen konnte.

Das ist bei mir kein Wein-Snobismus. Der Wein schmeckt mir ehrlich besser, wenn ich weiß, woher er kommt.

Die Kellnerin nickte und entschwand.

Mit einem Blick, der vielleicht sagen wollte: "Nun ja ... Verrückte soll man nicht reizen ...!"

Oder auch nur: "Ausländer sind halt immer so komisch ..."

Aber sie brachte mir tatsächlich die Flasche.

Die Kellnerin brachte mir also die Flasche, zeigte sie mir für den Bruchteil einer Sekunde, und entschwand wieder.

Sie hatte meine Bitte, ob ich die Flasche mal sehen könne, wörtlich genommen.

Ich hatte nun die Flasche gesehen. Und so wußte ich, daß mein Wein anscheinend wirklich und wahrhaftig aus einer Flasche gekommen war. Nicht etwa aus einem Kübel oder so.

Das genügt!
Hatte die Kellnerin wohl gemeint.

Doch ich hatte im Sinne gehabt, mir mal in Ruhe das Etikett durchzulesen - und von diesem Etikett hatte ich in der kurzen Zeit kein einziges Wort lesen können.

Um der Kellnerin nun die Arbeit zu ersparen, ging ich ihr nach bis zum Tresen, um dort die Flasche in Ruhe anzuschauen.

Am Tresen bekam ich die Flasche tatsächlich in die Hand und konnte das Etikett lesen.

Die Kellnerin aber blieb die ganze Zeit dicht neben mir stehen und beäugte mich misstrauisch.

Sie konnte sich wohl nur einen Grund vorstellen, warum ein Gast die ganze Flasche haben wollte:

Um damit schnellstens durch die offene Tür zu entschwinden - Auf Nimmerwiedersehen!

Ich war zwar Gast dieses Hotels. Aber was weiß man, ob mir mein Hab und Gut im Zimmer so wichtig war, wenn ich statt dessen mit einer fast vollen Flasche Rotwein über alle sieben Berge flüchten könnte?

Sehr ergiebig war dieses Etikett nun nicht gerade.

Zwei Informationen bot es mir:



1. Wein
Es war also wohl tatsächlich Wein in dieser Flasche. "Rot" stand nicht dabei. Warum auch? Das konnte man ja sehen, durch das Glas hindurch. Warum unnötige Angaben machen, wenn der Gast sich mit eigenen Augen davon überzeugen konnte, dass der Wein rot war?



2. Importiert
Leider stand nicht dabei, aus welchem Land importiert. Auch von Jahrgang und Rebsorte war keine Rede. Warum auch? Man soll den Gast nicht überfordern und verwirren mit solchen Sachen.


Übrigens hat Polen selbst kaum eigene Weine. Fast jeder Wein dort ist importiert.

So war auch die Information "Importiert" keine echte Information, sondern schon fast eine Selbstverständlichkeit.

Ich hatte das Etikett nun gründlich studiert und stand nun da als armer Tor ...
...und war so klug als wie zuvor.

Gottergeben ging ich zurück an meinen Tisch, um diesen unbekannten Wein nun zu genießen.

Und da erwartete mich eine kleine Überraschung ...

Die Überraschung kam schrittweise.

Als ich das Glas anfasste, war es so merkwürdig warm.

Nun ist das bei Rotwein ja nicht schlimm, aber es war mir doch eine Spur zu warm .....

So wie frisch aus dem Geschirrspülautomaten, dachte ich noch ....

Dann nahm ich den ersten Schluck, und dachte, mich trifft der Schlag!

Der Wein war glühend heiß!
Es war Glühwein!
Fröhliche Weihnachten!

Und dabei war es kurz vor Ostern.

Im Rückblick möchte ich noch etwas erklären:

Jenes Bier mit Honig und jener Glühwein waren damals wohl Teil einer Spezial-Aktion, für die an jedem Tisch mit einer farbenfrohen Mini-Speisekarte Werbung gemacht wurde.

Die eigentliche Speisekarte hatte ich bei meiner Bestellung noch gar nicht zu Gesicht bekommen.

Ich vermute, dass dort auch Bier ohne Honig und normale Weine angeboten wurden.

So genau weiß ich das aber nicht mehr.

Vielleicht sollte ich wieder einmal nach Breslau fahren, um mich an Ort und Stelle davon zu überzeugen.

Zitat von Larix im Beitrag #11

---

Vielleicht sollte ich wieder einmal nach Breslau fahren, um mich an Ort und Stelle davon zu überzeugen.

---

So ist es!

Dort gibt es eine Umfrage zu Reisen nach Polen:

Rund um Polen - welche Landgrenzen habt ihr schon überschritten? <<<<