Mann in Bademantel belästigt junge Frau auf offener Straße

Zur Sicherheit eine Vor-Bemerkung:
Jener Mann im Bademantel war niemand anderer als Larix.
Und die Überschrift ist natürlich ironisch gemeint.

Ich werde nun erzählen.

Wie ich morgens im Bademantel am Schneeräumen war

Und so könnte meine Geschichte auch lauten:
"Alter Mann in Bademantel belästigt junge Frau auf offener Straße!"

Die Geschichte ist aber dann ziemlich anders, als man vermuten würde!

Jener alte Mann im Bademantel war niemand anderer als der Waldbaum!

Und die Geschichte verläuft etwas anders, als der Titel vermuten lässt.

Ich habe mir nur mal vorgestellt, was ein Sensations-Journalist aus jener Begebenheit machen könnte!

Ich beginne mal:

Ganz früh am Morgen saß ich wie jetzt am Rechner am Fenster, das zur Straße geht.
Es lag schon leichter Schnee - noch ganz unberührt.
Wenn jetzt so langsam die ersten Leute da entlang kommen, so trampeln sie den Schnee fest, und er lässt sich nicht mehr gut wegfegen, sagte ich mir.

Erst wollte ich mich noch straßenfertig anziehen, und dann losfegen.
Doch Eile war geboten.

Und kurz entschlossen ging ich auf die Straße, wie ich eben gerade war.
Und so war ich: Dunkler Pyjama - dunkle Strickjacke - dunkler Morgenmantel.
Also: Schick genug, um hier unserer ruhigen abgelegenen Straße den Schnee wegzufegen.

In einem weißen Morgenmantel wäre ich ja getarnt gewesen wie ein Eisbär!

Und dann, als ich gerade mit dem Schnee-Fegen anfing, bog eine junge Frau um die Ecke und kam des Weges.

Und es geht weiter:

Das Erscheinen jener jungen Frau brachte mich etwas in Zugzwang. Denn wenn ich nun in aller Gründlichkeit und Gemütlichkeit den Schnee vom Bürgersteig fegen würde, so würde diese Frau ja an mir vorbei und in den frisch gefallenen Schnee trampeln.

Und ihn fest-treten.

Das galt es zu vermeiden.

Und so gebrauchte ich den starken währschaften Besen mehr wie einen Schnee-Schieber. Und schob also mit großer Kraft in einem Zug eine schöne Gasse frei - so dass die junge Frau da schnee-freien Fußes den Bürgersteig entlanggehen konnte. Und nicht nur vor meinem eigenen Hause tat ich das, sondern zusätzlich auch noch vor dem Hause meines nächsten Nachbarn - und des übernächsten Nachbarn.

So dass nun eine ansehnliche Wegstrecke frei von Schnee war.

Beim Schneefegen dachte ich noch:

Es muss ein lustiges Bild sein, wenn jemand da vielleicht etwas aus einem Hubschrauber auf uns beide herabschauen könnte!

Wie da ein alter Mann im Morgenmantel - aber schnell wie ein D-Zug! - da eilfertig einer jungen Frau den Weg freiräumt - so, als sei er ihr persönlicher Schneefeger oder Wegfreiräumer!

Ein Bild für Götter - oder auch für Göttinnnen!

Es war so:

Nachdem ich also mit aller Kraft eine schöne schnee-freie Spur an drei Häusern vorbei geschaffen hatte, gönnte ich mir eine Verschnaufspause - und drehte mich um.

Und was ich da sah, das gefiel mir gar nicht. Ganz und gar nicht.

Die junge Frau hatte die freie Spur gar nicht angenommen!

Sie trottete genau neben der Spur!
War wohl neben der Spur, dieses Trampeltier.
Und dabei hatte sie noch nicht mal ein Smartphone vor der Nase. :nein
Kopfhörer auf, vielleicht.
Aber auch ein Kopfhörer hindert einen ja nicht daran, zu sehen, wo Schnee liegt und wo keiner liegt.

Es war echt doppelt dumm.
Nicht nur, dass sie die freie Spur verschmäht hat.
Durch ihr Getrotte und Getrampel im frischen Schnee trampelte diese Trampeltier den Schnee so zusammen, dass er sich nicht mehr so leicht wegfegen ließe, wenn ich die Spur nun später verbreitern wollte.

Aber es kam noch schlimmer

Die junge Frau kam näher und näher ...

Und es wurde klar, dass sie wie selbstverständlich ohne Gruß und Blick an mir vorbeitrotten wollte.

Nun ist es so: In unserer gemütlichen kleinen Wohnstraße grüßt man sich bei jeder Begegnung.
Nicht unbedingt immer mit "Guten Tag ..." usw ...

Aber mit einem Lächeln, einem freundlichen Blick, einem Nicken, was auch immer.

Kurz - man nimmt die Existenz seiner Mitmenschen freundlich zur Kenntnis.

Diese Frau nun hatte offenbar vor, meine Existenz gar nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Und das, obwohl sie noch nicht mal ein Smartphone vor der Nase hatte.

Ich war durchaus sichtbar für sie.

Aber sie wollte offensichtlich einfach so an mir vorbei trampel-trotten, als sei ich unsichtbar.

Dabei war ich unübersehbar, so als Winterlärche im Morgenmantel!

Ich hab jene junge Frau also angesprochen und sie gefragt, warum sie denn so neben der Spur gehen täte.

Sie sagte, so müsse die Straßenbahn erreichen ...
Und stapfte weiter ....

Und ließ mich verwundert zurück.
Mit der Frage: "Kommt man im Neuschnee tatsächlich schneller voran als in einer geräumten Spur?"

Aber nun stellt euch vor, ich wäre ihr nachgelaufen, um ihr diese Frage auch noch zu stellen.
Dann wäre ich doch sicher wegen "Frauenbelästigung" in alle Zeitungen gekommen!
Deutschlandweit - wenn nicht sogar weltweit!

Und so habe ich sie nicht mehr weiter gefragt, und blieb auf dieser Frage sitzen bzw. stehen ...

Bis heute ...

Im Januar 2020 war ich wieder im Bademantel auf der Straße.
Tags zuvor musste leider eine umgeknickte Hanfpalme abgesägt werden, und es war noch Sägemehl auf der Straße.

Also ging ich noch vor dem Frühstück schnell hin um es wegzufegen.
Dabei fiel mir die Szene von damals wieder ein.
Diesmal aber kam niemand des Weges.

Und ich dachte wieder an jene junge Frau, die damals grußlos an mir vorbeitrotten wollte.

In der rush-hour in der Innenstadt grüßt man sich natürlich nicht.
Aber frühmorgens in einer ruhigen Wohnstraße grüßen sich die Leute hier.
Das ist gut und menschlich so.

Wer da grußlos an einem vorbeitrottet, der handelt quasi unmenschlich.

Ich konnte es damals nicht glauben.
Da sind zwei Menschen frühmorgens alleine auf weiter Flur.
Und der eine trottet wortlos und grußlos direkt am andern vorbei.
Das gibt es doch nicht! Dachte ich.

Da geht es nicht um Knigge oder sonstige Regeln.
Das muss einem das normale menschliche Gefühl sagen, dass man dann den andern als Menschen wahrnimmt. Sei es durch Worte oder durch einen freundlichen Blick. Durch irgendein Zeichen.

Dazu passt jetzt, was ich in einem anderen Thread mal geschrieben habe:

Es gilt zu unterscheiden:
In der Innenstadt hier in den Hauptgeschäftszeit grüßt man natürlich keine Fremden.
Aber in einer ruhigen Vorstadtstraße und im Dorf in ruhigen Abendstunden nimmt man andere Menschen schon durchaus als Mitmenschen war.
Durch einen freundlichen Blick, durch ein Kopfnicken, und ja, sogar durch einen Gruß.

Dort ist die Geschichte im Widu:

>>>>>>>>>>>> https://www.widu-forum.de/eigene-geschic...war-t24834.html <<<