Ja, nun, hier stößt man an die Grenze, wo das Lesen-Können ins Verstehen-Können übergeht. Da hilft keine Wortklauberei weiter; vielmehr sorgt eine solche erst recht für Verwirrung, auch bei denen, die den tieferen spirituellen Gehalt der Bibel durchschauen.

Paulus wird zurecht - außer als Tröster und Hoffnungsbringer - als der große Warner und Ermahner bezeichnet. Dabei richtet er sein Wort insbesondere in seinen Briefen, an die Gemeinden, denen er seinerzeit vorstand und die er als spiritueller Lehrer und Ratgeber begleitete. - Also: Implizit an seine Gemeinden schreibt er, in unserem Falle an die Christen-Gemeinschaft der Korinther.

Natürlich setzen sich die Gemeinden aus einzelnen Menschen zusammen, womit freilich auch jeder Einzelne angesprochen ist. Aber das Wesen einer Gemeinschaft, eines geschlossenen Bundes im gleichen Sinne vereinigter Menschen bildet eben eine höhere Geist-Instanz, die sie sich von der Aura der Gruppen-Stimmung angezogen fühlt und sich in sie hineinsenkt.

Für Paulus war selbstverständlich klar, welche Art von Geist-Wesen sich in einer Gemeinschaft darleben will, die das Christus-Mysterium pflegt und nach dessen Idealen strebt: Der Geist Gottes, der Heilige Geist. Wenn nun jenen Christen-Menschen, die eine spirituelle Gemeinschaft sein wollen, sich dieser Tatsache aber nicht bewusst sind, kann der Geist in ihnen nicht "zünden", so nah er ihnen auch sein mag. Sie sollten ihn bewusst wahrnehmen und in sich aufnehmen, was sie aber noch nicht so recht verstanden. "Das Licht scheint in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht erfasst!" - Das war das Drama der korinthischen Gemeinde. - Mithin muss die Aussage, um die es hier geht, so gelesen und verstanden werden, wie sie folgerichtig gemeint ist...

ams, Du hast völlig Recht. Hier geht es nicht um eine abstrakte Gemeinde, sondern um jeden einzelnen Menschen.
Gert

Worum es in der Bibel geht, kann man nur durch Wissen erfahren. Glauben mag man, was man will: Den Tatsachen tut das keinen Abbruch.

Ja, Corylus. Ich weiß es.
Gert