Zitat

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Gott wird ihn schon richten

Stark religiöse Menschen gehen nachlässiger mit Übeltätern um, das Bestrafen überlassen sie gern einem höheren Wesen. Ist dieses Streben nach Arbeitserleichterung ein Grund für die Entstehung der großen monotheistischen Religionen?

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https://www.sueddeutsche.de/wissen/relig...chten-1.1364396

Wie seht ihr das?

Ich meine das Karma kümmert sich um solche Straftäter, aber sie sollen auch jetzt schon eine Strafe bekommen.

Gott richtet gar nichts!

Ich lebe in ständigem Gottvertrauen. Aber ich lebe auch in einer Gesellschaft, in der es Gesetze gibt. Wer diese Gesetze verletzt, der muss bestraft werden. Wir sind nicht gehalten, auf Gottes Vergeltung zu warten.
Kurz dazu: Das fünfte Gebot wird allgemein übersetzt mit: "Du sollst nicht töten." Wenn man sich den Begriff, der für "töten" verwendet wird, genauer betrachtet, steht dort "morden". Es ist das, was Juristen als "Mord aus niedrigen Beweggründen" bezeichnen.
Daher ist der Ruf: "Soldaten sind Mörder!" Dummheit. Das was ein Soldat tut, wird im Hebräischen mit "erschlagen" wiedergegeben. Da auch das alte Israel die Todesstrafe kannte, fällt der Henker gleichfalls nicht unter dieses Gebot. Was der tut heißt nämlich "sterben machen".
Es wird also eine weltliche "Gerechtigkeit" vorausgesetzt. Es sind Menschen, die sie ausüben müssen.
Gert

Imho braucht es Strafverfolgung. Es ist leider nunmal so...
Vor allem bei Schwerverbrechern. Wenn man sie nicht fangen und einsperren wuerde... das waere ja Unverantwortlich der Gesellschaft gegenueber.

Allerdings wuerd ich mich hueten... sehr.... die Mosesschriften da als Vorlage zu nehmen.

Warum sollte man >= 3500 Jahre in eine zutiefst dunkle Vergangenheit... via den imho sowieso un-authentischen Moses-Schriften... zurueck blicken und auf deren Strafgesetzgebung gucken?

Natürlich braucht es Strafverfolgung. Auch ist die Entwicklung weiter gegangen. Doch das, was in den zehn Geboten steht, ist auch schon eine Weiterwentwicklung.
Ich denke an das Lamechlied, in dem es heißt: "Kain sollte siebenfach gerächt werden. Lamech soll sieben mal siebzigmal gerächt werden" (Ich habe jetzt aus dem Gedächtnis zitiert). Später galt die Regel: "Auge um Auge, Zahn um Zahn." Das war, gegenüber der wüsten Blutrache auch schon eine Verbesserung.
Heute sind wir (in mancher Hinsicht) weiter.
Gert

Ich habe es so in Erinnerung, dass es hieß im alten Testament galt das babylonische "Auge um Auge und Zahn um Zahn". Das war der alte Bund.

Jesus ist zu uns gekommen um einen neuen Bund mit uns zu schließen.
Und zwar den Bund der Nächstenliebe, sogar der Feindesliebe.

Wie soll man in diesem Zusammenhang Jesus Worte verstehen, dass wir niemanden verurteilen sollen, auf dass wir selbst nicht auch verurteilt werden?

Es gibt da zwei Ebenen. Die eine Ebene ist die persönliche. Wie oft wird da über einen anderen Menschen "geurteilt", also geredet, weil man dieses oder jenes weiß, zu wissen meint, oder gehört hat. Das sollte man nicht tun.
Dann gibt es die "gesellschaftliche" Ebene. Da gibt es Normen, die eingehalten werden müssen. Wer sie überschreitet, über den muss geurteilt werden. Ich denke an Jesus und die Frage des "Zinsgroschens". "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist." Schon hier werden der religiöse und der "weltliche" Bereich getrennt.
Gert

Ich bin für Strafe. Wer gegen Gesetze verstößt soll nach diesen Gesetzen bestraft werden. Aber ich habe etwas gegen die Todesstrafe. Das ist Eingreifen in das Leben und Tod. Wir haben kein Leben gegeben und dürfen es auch nicht nehmen.

Ich bin auch gegen die Todesstrafe, weil sie nichts bringt.

Es gibt nicht mehr so viele Länder, in denen jemand "sterben gemacht wird". Was soll aber eine Todesstrafe bringen? Abschreckung? Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Die meisten Verbrecher gehen davon aus, dass sie nicht erwischt werden.
Rache? Das wäre dann wieder jenes alte "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Das Angehörige von Mordopfern gern Rache üben würden, kann ich, rein menschlich, verstehen. Aber ob der Tod des Täters wirklich die Befriedigung bringt, die gesucht wurde?
Dazu kommt, das zwischen Urteil und Exekution oft sehr viel Zeit liegt.
Aber ich frage mich, ob ein Urteil, das auf "lebenslänglich" lautet und den Verurteilten, nach sechzehn Jahren wieder in Freiheit entlässt, besser ist. Denn ich glaube nicht daran, das ein Verbrecher sich wirklich so ändert, das er nach anderthalb Jahrzehnten "ungefährlich" ist.
Oft genug haben sie nur gelernt, ihre Psychologen zu manipulieren.
Wir leben in einer Gesellschaft, die, meiner Meinung nach, in mancherlei Hinsicht, zu weich ist.
Gert

Ich hatte viele Jahre lang einen Mädchenmörder als Brieffreund, als er im Gefängnis saß in Graz.

Er war ein junger Mann und es war für mich sehr interessant in seine Seele zu schauen.

Nein, er war kein Ungeheuer und er hat seine Tat sehr bereut und hätte sie gern ungeschehen gemacht.

Er wurde nach ca. 15 Jahren in die Freiheit entlassen und er hat seine Chance genützt um ein anständiges Leben zu führen.

Hat eine Frau geheiratet und führt nun schon seit Jahren mit ihr sein eigenes Lokal in Linz.

Er hat seinen Traum vom eigenen Lokal verwirklichen können und kann seiner Leidenschaft, dem Kochen, nachgehen.

Er ist erfolgreich und sehr beliebt und hat viele Freunde und Bekannte. Ich freue mich für ihn.

Menschen sind verschieden. Nicht jeder, dem eine Todesstrafe gewünscht wird, wird im Gefängnis noch schlimmer.

Ich habe die Wandlung dieses jungen Mannes miterleben können. Wie er an seiner Situation gewachsen und gereift ist.

Sicher ist nicht jeder Mörder so, aber es gibt auch solche.

Wir sind nicht auf der Erde um so schnell wie möglich wieder ins Jenseits zu gehen.
Wir haben hier unsere Aufgaben zu erfüllen und hier können wir uns weiter entwickeln, im Jenseits nicht.

Was soll ich sagen? Zwischen tausend Kieseln kann ein Diamant sein. Vielleicht war es eine Tat im Affekt. Schön für diesen Mann, das er sich ändern konnte und es tat.
Ich habe gelernt, skeptisch zu sein. Aber es stimmt schon. Es kommt immer auf den speziellen Fall an.
Gert