Wie ich zum ersten Mal im Leben in einem Hotel übernachtete

Wie ich zum ersten Mal im Leben in einem Hotel übernachtete

Ich weiß noch genau, wann und wo das war.
Das war im Januar 1969 in Berwick-upon-Tweed in Nord-England.

Und wie es dazu kam, das werde ich nun so nach und nach erzählen.

Btw: Ich war damals 22 Jahre alt und zahlte mit eigenem Geld.
Nicht wie andere Leute, die schon als kleine Kinder mit ihrem Herrn Papa oder ihrer Frau Mama von einem Schloss-Hotel der Welt ins andere ziehen - aber dabei uns allen Verzicht predigen wollen.

Das nur mal so zwischendurch angemerkt.

Zur Geschichte:

Ich wohnte damals in Newcastle-upon-Tyne in Nord-England.
Und im Januar 1969 überkam mich der Wunsch, nach Schottland zu fahren.
Per Anhalter.

Die Engländer erklärten mich für verrückt.
Nach Schottland würde man gar nicht fahren - und im Winter schon mal überhaupt gar nicht.
Doch ich ließ mich's nicht verdrießen und fuhr los ....

Als erstes Etappenziel hatte ich mir Berwick-upon-Tweed ausgesucht.
Diese Stadt ist eine Besonderheit.
Eigentlich eine schottische Stadt, aber inzwischen englisch.

Zitat

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1502 legte ein Vertrag zwischen Heinrich VII. von England und Jakob IV. von Schottland fest, dass Berwick zu England gehöre, aber nicht im Königreich England liege (of but not within the Kingdom of England).

Damit wurde eine jahrhundertelange staatsrechtliche Sonderstellung Berwicks begründet.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Berwick-upon-Tweed

Wie ihr sicher schon ge-ahnt habt, war es dann so:
Als ich im schönen Berwick-upon-Tweed ankam - damals noch ganz ohne eigenes Tweed-Jacket - da war die Jugendherberge zu. Ob nur für einen Tag geschlossen oder überhaupt für immer geschlossen, das weiß ich nicht mehr.

Jedenfalls zu!
Total zu!
Was tun?

Meiner Lebtag war ich noch nie in einem Hotel gewesen.
Ein Hotel - das war für mich Bauernkind ein Luxus für Superreiche.
Oder eben für totaaaaaaaaaaaaaaal verwöhnte Luxus-Gören so à la Greta Tüüüüünbärj, deren Namen ich damals allerdings noch nicht kannte und auch noch nicht kennen konnte.. Aber das ist wieder eine andere Baustelle ....


Jedenfalls stand ich nun da .... heimatlos, obdachlos, glücklos .... und so ganz ohne Glückslos.

Jedenfalls stand ich nun da .... heimatlos, obdachlos, glücklos .... und so ganz ohne Glückslos.

Da erblickte ich einen echten währschaften englischen Polizisten.
Mein Freund und Helfer!
So sagt man in Deutschland, und in England stimmt das noch mehr.

Und ich ging auf jenen Polizisten zu.
Es war in Polizist wie aus dem Bilderbuch.
Und ich fragte ihn, wo ich vermöchte Unterkunft zu finden, hier im schönen Berwick zwischen England und Schottland.

Der Polzist sah mich freundlich an.
Musterte mich kurz und fragte dann: "Are you fussy?
Zu übersetzen etwa: "Haben Sie verwöhnte höhere Ansprüche?"

Nun, die hatte ich wahrhaft nicht!

Ich hätte aus heutiger Sicht sagen können: "Nuu ... nuu .... bin ich Gräfin von und zu Thunberg? Fahre ich stets Erster Klasse und steige nur in Schlosshotels app?
Moi, je suis un Bauernkind und brauche nix weiter als ein Dach über dem Kopf, von wo es nicht reinregnet!"

Wörtlich aber sagte ich nur: "I am not fussy."
Und der Polizist sagte freundlich lächelnd: "Try Ravensdown!"
Das weiß ich noch, als sei es erst gestern gewesen.

Das Hotel scheint es immer noch zu geben!

Zitat

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About Ravensdown Hotel

Ravensdown Hotel, hotel, listed under "Hotels" category, is located at Ravensdowne Berwick-Upon-Tweed Northumberland, TD15 1DQ, United Kingdom and can be reached by 289308869 phone number. Ravensdown Hotel has currently 0 reviews.

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https://uk.showmelocal.com/profile.aspx?bid=20134768

Ich machte mich also auf den Weg zum Hotel "Ravensdown."
Ravensdown könnte man etwa so übersetzen: "Hügel-Land der Raben".

Mir erschien der Name wie eine Verheißung.
Und das Hotel war mir auch sofort sympathisch.
Kein pompöses Schlosshotel - es wirkte eher wie ein normales nettes Wohnhaus.

In Ravensdown wurde ich dann gut aufgenommen.
Mir wurde ein sehr schönes Zimmer gezeigt mit einem riesengroßen Bett.
Beinahe hätte ich erstaunt gefragt: "Ist das wirklich für mich ganz alleine?"

Aber so deutlich wollte ich meine totale Unerfahrenheit in Sachen Hotels dann doch nicht zeigen.

Und ja, dieses riesige Bett war wirklich nur für mich.
Weder Girl nor Ghost besuchte mich in jener Nacht.

Später auf meiner Reise besuchte mich aber tatsächlich ein Gespenst in den frühen Morgenstunden, als ich noch im Bett lag, bzw wollte mich besuchen.

Die Girls, die mich besuchten oder die ich besuchte - das wäre wieder eine andere Geschichte, bzw. einige andere Geschichten ....

Das Hotel wurde geführt von einem älteren Herrn und seinem Sohn.
Nach dem Abendessen saßen wir alle drei noch lange bei Keksen und Tee beisammen und erzählten.

Ich war ja der einige Gast im Hause.

Der Besitzer des Hotels war in Deutscher aus Rumänien.
Tuerk - so war sein Name. Ursprünglich in der deutschen Schreibung, also Türk.
Was nebenbei nicht auf türkische Abstammung schließen lässt, sondern dass die Vorfahren einmal in den Türkenkriegen damals gegen die Türken gekämpft hatten.
Wir unterhielten uns auf deutsch, mit einigen englischen Einsprengseln zwischendurch.
Und er erzählte mit fast sein ganzes Leben.
Und er war sichtlich froh, es jemandem erzählen zu können.