Genau!

Der Empfang bei Huongs Familie war sehr freundlich und natürlich. Ich fühlte mich gleich wie daheim.
Am gleichen Abend besuchte Huong zusammen mit mir noch eine Nachbars-Familie, und auch dort waren alle sehr freundlich.

Der nächste Tag war ein Samstag. Wie Huong mir sagte, kam am Samstag immer eine ganze Gruppe von Nachbarn zu ihren Eltern, um dort zusammen Fernsehen zu schauen. Das Haus von Huongs Eltern war wohl so etwas wie der Treffpunkt für die ganze Nachbarschaft.
An diesem Samstag aber würde dann nicht TV geschaut, sagte mir Huong.
Diesmal sei ich selbst das Programm.
Die ganze Nachbarschaft würde kommen, um mich zu sehen!

Jener Samstag in Vietnam wird mir immer in Erinnerung bleiben.
Es wird Zeit, dass ich nun davon erzähle!

Es begann mit der Begrüßung.
Ich hatte den Eindruck, das ganze Stadtviertel war im Wohnzimmer von Familie Huong versammelt.
Es wurden viele Gläser mit einem mysteriösen einheimischen Schnaps gefüllt.
Alle standen auf und prosteten mir zu, und ich prostete ihnen zu.
Und die Gläser wurden geleert.
Damit war es aber noch nicht getan mit der Begrüßung ....

Und es ging weiter!
Man erklärte mir, nun müsse ich der Reihe nach mit jedem der Anwesenden ein Glas Schnaps auf ex trinken.
Ich zählte unauffällig aus den Augenwinkeln heraus.
Es waren da etwa 15 Gäste. (Frauen und Kinder nicht mitgezählt, wie es in der Bibel immer so schön heißt.)
Also 15 Gläser Schnaps!

Wart's nur app!

Ich hatte also 15 Leute gezählt.
Und ich sagte in Gedanken zu mir: "Ich schaffe das!"
Frei nach dem Spruch von Angela Merkel: "Wir schaffen das!"

Und ich ließ per Huong übersetzen:
"Ich habe den Eindruck, ihr wollt mich hier unter den Tisch trinken.
Aber das wird euch nicht gelingen.
Denn: Ich komme aus einer Familie, die in der seit Generationen alle Weinbauern und Schnapsbrenner sind und waren!"

Die Botschaft war: "Ich bin trinkfest, ohne deswegen aber Alkoholiker zu sein!"

Die Reaktion darauf war allgemeiner Jubel - und großer Beifall in der Runde!

Nach 7 Gläsern Schnaps hieß es dann, es sei nun gut!
Und es gab dann noch ein allgemeines Zuprosten - und ich hatte die Situation gut überstanden!

Und das Beste:

Jene 7 Gläser Schnaps für das Zweier-Zuprosten plus 2 Glas Schnaps für das Zuprosten für alle am Anfang und am Ende der Zeremonie haben mir gar nichts ausgemacht und meine Konzentration nicht be-einträchtigt.
Ich vermute: Da alle meine Vorfahren badische Winzer und Schnapsbrenner waren, habe ich eine gewisse Resistenz gegenüber Alkohol.
Bei einem "pub-crawling" mit englischen Studenten hatte ich auch mal die Erfahrung gemacht, dass ich viel trinkfester war als jene trinkfreudigen bzw. sauf-freudigen englischen Studenten.