Peter Reichel über Deutschlands ungeliebte Nationalhymne: «Wir leben mit vielen Brüchen und Widersprüchen»

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Vor hundert Jahren erklärte Friedrich Ebert das Lied der Deutschen zur Nationalhymne. Gross gefeiert wird das Jubiläum nicht. Dabei böte die wechselvolle Geschichte des Liedes reichlich Stoff zum Nachdenken, wie ein Gespräch mit dem Politologen Peter Reichel zeigt.

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100 Jahre Nationalhymne
„Unseren harten Weg zu einer besseren Zukunft begleiten“

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Seinen Beschluß tat der Reichspräsident via Tageszeitung kund: Es soll „unter den schwarz-rot-goldenen Fahnen der Sang von Einigkeit und Recht und Freiheit der festliche Ausdruck unserer vaterländischen Gefühle sein“, stand am Ende seines Beitrags, den unter anderem die Vossische Zeitung am 11. August 1922 veröffentlichte. Zwar hatte Friedrich Ebert den Begriff nicht ausdrücklich verwendet; doch es war klar, was er meinte: Das Lied der Deutschen, 1841 von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) auf die Melodie der österreichischen Kaiserhymne von Joseph Haydn gedichtet, ist ab da Nationalhymne. „Einigkeit und Recht und Freiheit“, betonte Ebert, „dieser Dreiklang aus dem Liede des Dichters gab in Zeiten innerer Zersplitterung und Unterdrückung der Sehnsucht aller Deutschen Ausdruck; er soll auch jetzt unseren harten Weg zu einer besseren Zukunft begleiten.“

Genau genommen wurde das Ganze erst eine knappe Woche später, am 17. August 1922, rechtsverbindlich. Unter diesem Datum sandte Reichspräsident Ebert in seiner Funktion als Oberbefehlshaber einen Erlaß an Reichswehrminister Otto Geßler (DDP), wonach die Reichswehr das „Deutschland-Lied als Nationalhymne zu führen“ habe.

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Gibt es die Deutschen noch? Jenes Volk, dem die Hymne gewidmet war, die es in den damaligen haten Zeiten begleiten sollte? Ich fürchte, unser Vaterland ist zersplittert, wie selten zuvor. Nur das es diesmal nicht die Kleinstaaterei ist, sondern die Klüngel und Grüppchenbildung. Wir sind keine geeinte Nation. Wir sind ein Volk, das von Selbsthass zerfressen ist, der sich, wie eine Krankheit, von einer kleinen Minderheit selbstverliebter Typen, die einer Form des "Links seins" frönen, die mit den ursprünglichen Linke nicht zu tun hat, ausgeht und sich in die Hirne der Menschen frisst, weil diese Typen glauben die Deutungshoheit über alles, was die Gesellschaft anbelangt, zu haben. Leider gibt es niemanden, der dagegne hält, denn er wird gleich als Rechts und Nazi abgestraft und das ist, in der zeit der shitstorms manchmal tödlich.
Gert