Ich sag mal so:


Hochdeutsch = Südddeutsch
Niederdeutsch = Norddeutsch


So ist es.
Und so gesehen reden alle Südddeutschen und alle Österreicher und alle Schweizer von Natur aus Hochdeutsch!

Es ist ein weites Feld!

Ich könnte noch viel dazu sagen.
Es gibt da viele Irrtümer und Missverständnisse auf diesem Gebiet.

Ein verbreitetes Missverständnis ist dieses: Die Hannoveraner hätten das Hochdeutsch erfunden.

"hochdeutsch" versteht man heute so: die vornehme und richtige Standard-Sprache.
Ursprünglich aber bedeutete hochdeutsch ganz einfach: dort, wo das Land hoch ist!
Also im Süden, im Schwarzwald und in den Alpen usw.

norddeutsch oder niederdeutsch spricht man dort, wo das Land niedrig ist oder platt. Daher auch der Begriff plattdeutsch.

Es gab mal zwei verschiedene große Sprachgruppen in Deutschland: hochdeutsch und niederdeutsch bzw.plattdeutsch.
Keine gemeinsame deutsche Standard-Sprache.

Dann kam Martin Luther und übersetzte die Bibel - und zwar ins Hochdeutsche.
Alle Bibeln waren also in der Sprache des Südens geschrieben.

Und die Norddeutschen übernahmen die Sprache des Südens als Standardsprache,
Die norddeutsche Sprache überlebte nur als Dialekt - als Plattdeutsch.

So war das.

Mehr dazu später .....

Dort ist noch ein anderer Thread zum Thema:

>>>> Das Hannover-Deutsch ist das Hochdeutsch - Irrtum! <<<<

In einer seltsamen Verkehrung der Tatsachen aber wird "hochdeutsch" nun oft als Sprache des Nordens gesehen ...

... und der Süden als das Land der platten Dialekte.

Ich versuche mal, diese Umdrehung zu erklären.

Ja, es ist völlig paradox, wenn Norddeutsche sagen, hier im Süden würde kein Hochdeutsch gesprochen.
GERADE im Süden wird Hochdeutsch gesprochen.

Und das in allen Varianten: Bayrisches, österreichisches, alemannisches, fränkisches Hochdeutsch.
Und aus diesen Varianten hat Martin Luther dann ein Einheits-Hochdeutsch gebastelt, das die Norddeutschen dann brav übernommen haben.
Sonst kennen sie kein Hochdeutsch.

Ihre eigentliche Sprache ist das norddeutsche Plattdeutsch.

Wir hier im Süden aber haben das Hochdeutsch quasi erfunden.
Und wir kennen Hochdeutsch in allen Varianten.

Drum ist es paradox und widersinnig, wenn Norddeutsche sagen, im Süden gäbe des kein Hochdeutsch.

Und nun kommt ein gewisser Theodor Siebs.
Der ist ganz wichtig für unser Thema.

Denn: Die Norddeutschen haben wohl die hochdeutsche Sprache von uns Süddeutschen übernommen.
Wie man diese Schriftsprache aber ausspricht, das war damals nirgends festgelegt.

Das tat dann erst ein gewisser Theodor Siebs im Jahre 1898.
Theodor Siebs war ein Norddeutscher.
Er hörte sich um, wie seine norddeutschen Nachbarn denn so redeten, und erklärte ihre Aussprache zum Gesetz.
Mich wundert, warum man damals einen einzelnen Menschen darüber bestimmen ließ, wie wir alle gefälligst zu reden hätten.

Siebs setzte es durch, dass die norddeutsche Aussprache dann als die einzig richtige gelten sollte.
Man könnte sagen, jener Siebs war die Rache der Norddeutschen an uns Süddeutschen dafür, dass die Norddeutschen damals die süddeutsche Schriftsprache übernommen hatten!

Was Wiki weiß:

Zitat

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Siebs versuchte, eine Normierung der Aussprache der deutschen Schriftsprache durchzusetzen. Die Schriftsprache selbst basiert im Wesentlichen auf hochdeutschen Dialekten,
die von Siebs vorgeschlagene Aussprache orientierte sich aber weitgehend an norddeutschen Konventionen.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Aussprache_(Siebs)

Kritik an Siebs:

Zitat

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Die im Buch anhand von Ausspracheregeln und einem Wörterverzeichnis beschriebene Aussprache war in zahlreichen Aspekten fern der sprachlichen Realität der meisten Sprecher. In Österreich führten Bedenken bezüglich der Anwendung der Siebs’schen Regelungen für den Unterricht in den 1950er Jahren zur Herausgabe eines Österreichischen Beiblattes zu Siebs „Deutsche Hochsprache – Bühnenaussprache“, das für Österreich einige Regelungen adaptierte.

Schon kurz nach seinem Erscheinen war „der Siebs“ heftiger Kritik ausgesetzt. So schrieb Wilhelm Viëtor, die für das Versdrama optimierte überartikulierte Siebs’sche Aussprache wirke in der Alltagskommunikation „geziert und daher lächerlich“.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Aussprache_(Siebs)

Mich wundert auch, dass wir Süddeutschen es uns damals gefallen ließen, dass jener Siebs nur für richtig hielt, wie er selber und seine Nachbarn die Wörter aussprachen.

Es hätte damals auch ein Süddeutscher ein Aussprache-Buch herausgeben sollen.
Aber anscheinend wollte sich niemand die Arbeit machen.

Und so galt lange Zeit jenes Buch von Siebs wie ein Evangelium.
Jetzt aber verbreitet sich doch langsam die Erkenntnis, dass es in der deutschen Sprache oft mehrere Möglichkeiten gibt, die als richtig gelten können.

Nun stellt euch mal dieses vor:


Zwei wackere Schwaben namens Häberle und Pfleiderer hätten im Jahre 1898 einen Aussprache-Duden herausgegeben.
Und darin hätten sie festgelegt, dass man das st generell als scht ausspricht.
Nicht nur am Wort-Anfang, sondern immer.

Also nicht nur bei Sturm und Stein, was ja bereits als Schturm und Schtein gesprochen wird.
Sondern auch bei Fenster und kostengünstig und Fest.
Also: Fenschter und koschtengünschig und Fescht.

Begründung: Alle Bekannten und Verwandten von Häberle und Pfleiderer reden so.
Also soll auch gefälligst ganz Deutschland so reden!


Sie wie der Herr Siebs damals auch seine Forderungen begründet hat.

Genauso ist es - ob ihr's gaubt oder nicht.

Zitat von Malkili im Beitrag #14

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Stimmt das wirklich so?

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